In der Reihe der Dinge, die ich in der Vergangenheit falsch gemacht habe, geht es heute um das Thema Freundschaftsevangelisation.

Als ich noch Pastor in einer Freikirche war, hatte ich so gut wie keine freundschaftlichen Kontakte zu Menschen, die noch nicht an Jesus glauben. Vermutlich hatte ich einen halben Kontakt. Will heißen: Der Bekannte war zwar 100% Nichtchrist, aber meine Beziehung zu ihm war nur halb.

Als wir uns dann 2005 organisch auf den Weg gemacht haben, hatte so gut wie niemand von uns ernsthafte Beziehungen zu Nichtchristen. In der Folge haben wir dann unterschiedliche Dinge gemacht, um mit Menschen Kontakt zu bekommen, haben Freundschaften aufgebaut, um dann in diesen Beziehungen von unserem Glauben an Jesus zu erzählen.

Und genau hier habe ich mehrere Jahre einen Fehler begangen:
Mein Denken war, dass ich erstmal eine freundschaftliche Beziehung zu jemandem aufbauen muss, um dann anschließend über diese Freundschaftsbrücke über meinen Glauben an/mit Jesus reden zu können.
Dass mich hier keiner missversteht: Diese Freundschaften waren keine Zweckfreundschaften, nur um über meinen Glauben reden zu können. Ganz im Gegenteil: Ich zähle diese Freunde auch heute noch zu meinen Freunden, erst vorgestern lud mich ein Freund zu seiner Hochzeit ein.

Was ich aber falsch gemacht habe, war davon auszugehen, dass ich zunächst diese Freundschaften aufbauen muss, um entlang dieser dann über meinen Glauben reden zu können. Mit vielen meiner Freunde habe ich auch über meinen Glauben geredet, mit einigen die Bibel gelesen, aber dieser Fokus auf  Freundschaftsevangelisation hat mich sehr stark eingeschränkt:

  • Zum einen schränkte mich dieser Gedanke sehr darin ein, wie viel ich über Jesus ins Gespräch kam, sowohl zeitlich als auch von der Menge her, denn dieser Beziehungsaufbau brauchte Zeit und irgendwann hat man auch keine Kapazität mehr für neue Beziehungen. Wenn ich weiterhin nur auf diesen Weg gesetzt hätte, hätte ich nicht mehr viel über Jesus reden können.
    Von Floyd McClung habe ich dort viel gelernt: Er sagte (sinngemäß): Wenn meine Freundschaften mich davon abhalten, zu den Menschen zu gehen, die jetzt Jesus suchen oder jetzt seine Hilfe brauchen, dann läuft was schief.
  • Zum anderen haben Leute in meinem Umfeld von mir nicht oder nur wenig von Jesus gehört, die (wie ich später herausfand) zum Teil ein viel größeres Interesse an Jesus hatten als diejenigen Freunde, mit denen ich intensiver Kontakt hatte.
In der Folge habe ich gemerkt, dass ich mit Menschen viel früher über Jesus reden kann, ohne jemanden abzustoßen. Und es gab auch Momente, in denen ich bewusst geistlich offene Menschen (oder konkret: Personen des Friedens) gesucht habe und dann festgestellt habe, dass sie nach einem anfänglichen Interesse, die Bibel zu lesen, sich dann doch lieber nur einfach so mit mir treffen wollten. Kapazität für den Aufbau einer weiteren Freundschaft hatte ich aber einfach nicht. In so einem Fall hab ich der betroffenen Person, die ich zweimal gesehen habe, gesagt: „Hey, wenn du bei irgendwas konkret Hilfe brauchst, ruf mich an, wenn ich irgendwie für dich beten kann, meld dich bei mir. Aber Gott hat mich berufen, Menschen zu suchen, die ihn suchen.“ Derjenige konnte das absolut nachvollziehen und so trennten sich unsere Wege wieder.
Will das Ganze sagen, dass man keine echten Beziehungen zu Nichtchristen aufbauen soll?
Ganz und gar nicht. Ich habe viele Freundschaften zu Menschen, die bisher nicht an Jesus glauben und die es vielleicht auch nie tun werden. Das ist völlig okay, ich bin Gott dankbar für diese Menschen in meinem Leben, sie bereichern mein Leben sehr und ich verbringe gern Zeit mit ihnen (mehr dazu in meinem Post über normale und apostolische Beziehungen).
Ich musste nur lernen, dass ich viel früher über meinen Glauben an Jesus reden kann (und soll). Und auch viel mehr, denn ich möchte die Worte von Paulus ernst nehmen, wenn er sagt:
Wer wenig sät, wird auch wenig ernten. Und wer reichlich sät, wird reichlich ernten. 2.Kor 9,6 (NGÜ)
Und dass noch viele Menschen meinen Jesus kennen lernen, das ist mein großer Herzenswunsch.
Was denkt ihr? Wie geht’s euch? Hilfreich Gedanken? Was habt ihr für Fragen?