Heute möchte ich beschreiben, wie ich für meine Freunde bete. Ich hatte es in einem früheren Post über Gebet schon einmal kurz erwähnt und angekündigt, heute will ich konkret erklären, was meine Gebetspraxis sehr belebt hat.
Es ist schnell skizziert: Wir sagen ja oft bildlich gesprochen, dass wir Menschen im Gebet zu Jesus bringen.

Brad Jersak, Autor des Buches „Kannst du mich hören?: Auf Empfang sein, wenn Gott redet“ war vor ein paar Jahren in meiner ehemaligen Gemeinde in Essen. Brads Gedanken zu hörendem Gebet sind vermutlich die hilfreichsten, die ich zu dem Thema gelesen und gehört habe: Fundiert, sorgfältig, nicht theologisch abgedreht (da hab ich schon ganz anderes gelesen) und trotzdem extrem praktisch herausfordernd. Ich empfehle jedem, der an dem Thema interessiert ist, das Buch zu lesen.

Die Aufnahmen von den Vorträgen darf ich mit Brads Erlaubnis hier zum Download (knapp 80MB) anbieten.

Brad ermutigt, dieses „Menschen im Gebet zu Jesus bringen“ mal anders zu machen, nämlich Menschen im Gebet in Gedanken wirklich zu Jesus zu bringen. Im Prinzip so: Stell dir vor, du nimmst einen Freund, für den du beten möchtest, an die Hand und führst ihn in Gedanken zu Jesus. Dann trittst du zurück und guckst zu, was passiert. Was macht Jesus, sagt er was, was macht dein Freund, sagt er was?
Ich schreibe mir die Sachen, die ich dann für die einzelnen Personen sehe bzw. höre, auf und bete daraufhin konkreter. So bete ich regelmäßig für die Personen in meinem Leben. Nicht jeden Tag höre ich für jeden einzelnen in diesem Sinn hin, aber immer wieder. Manchmal höre ich nichts Neues, manchmal sehe ich etwas komplett anderes mit einem neuen Akzent. So lasse ich mich im Gebet leiten und kann so konkreter beten. Natürlich ist bei hörendem Gebet immer ein gewisser Unsicherheitsfaktor mit dabei, aber zum einen habe ich über die Jahre hinweg bei dem Thema „hörendes Gebet“ ein gewisses Maß an Zuversicht aus Erfahrung gewonnen, zum anderen habe ich ähnliche ermutigende Erfahrungen gemacht wie Karina unten..
Meine Einladung wäre: Probiert es doch einfach mal.

Wie sieht das praktisch aus?
Wo es angemessen ist, erzähle ich gerne von meinen Erfahrungen in meinen apostolischen Beziehungen und auch da ändere ich zum Teil zum Schutz der Leute einige Dinge ab. Auch wenn ich grundsätzlich gern davon erzählen würde, was in meinen normalen Beziehungen passiert, ist so ein Blog nicht der richtige Ort dafür. Das sind echte Personen, die hier in Hamburg wohnen, das sind meine echten Freunde. Natürlich wünsche ich ihnen, dass sie das Beste erleben, was ihnen passieren kann (oder besser den Besten, nämlich Jesus), aber es wäre einfach falsch, hier öffentlich darüber zu schreiben. Das sind wirklich Freunde von mir, nicht irgendwelche Projekte.
Glücklicherweise bin ich aber im Kontakt mit immer mehr Menschen in Deutschland, die diese organischen Impulse in ihrem Leben umsetzen wollen, mit vielen davon telefoniere ich alle 4-6 Wochen. Und da echte Geschichten von echten Leuten oft am meisten ermutigen, werde ich von jetzt an versuchen, wo es passt, immer wieder solche Geschichten einzubauen. Und auch wenn ich Namen und einige Umstände ändere, dürft ihr wissen: Hinter den Geschichten verbergen sich echte Menschen, die diese Dinge mit echten Menschen erlebt haben und ich versuche, die Geschichten so gut wie ich kann zu erzählen.

Karina betet regelmäßig für ihre normalen Beziehungen, also für ihre nichtchristlichen Freunde und Kontakte. Dabei praktiziert sie auch das hörende Sehen, das ich oben beschrieben habe. Sie betet dabei auch für Eltern, die sie über die Grundschule ihres Sohnes kennengelernt hat. Einige von diesen Eltern sind Freunde von ihr geworden, mit unterschiedlicher Intensität, manche kennt sie besser, andere noch nicht so, aber für alle betet Karina regelmäßig. Da ihre Kinder auch gut befreundet sind, sehen sich einige der Mütter ab und zu auch nachmittags, wenn die Kinder sich zum Spielen treffen. Zwei Beispiele aus diesem Rahmen: Karina praktizierte während ihrer Gebetszeit für diese Freunde das oben beschriebene hörende Sehen. Sie brachte ihre erste Freundin, nennen wir sie hier mal Claudia, in Gedanken zu Jesus und dann sah sie vor ihrem inneren Auge, wie ihre Freundin an der Schulter von Jesus weinte. Karina betete daraufhin immer wieder dafür, dass ihre Freundin erleben kann, wie sie mit all ihren Sorgen und Schmerzen (von denen Karina keine Ahnung hatte) zu Jesus kommen und erleben kann, dass Jesus einfach nur gut für sie ist. Nun tranken Karina und Claudia an einem Nachmittag einen Kaffee und redeten über unterschiedliche Dinge, unter anderem auch über ein Problem, das Claudia hatte. Karina sagte ihr, dass sie dafür beten würde. „Wenn du meinst, dass das was bringt?“ – „Natürlich bringt das was, das habe ich schon oft erlebt“. Daraufhin erzählt ihr Karina, dass sie ohnehin öfter für sie betet und erzählt ihr ebenfalls davon, dass sie Gebet auch als Dialog mit Jesus erlebt und dass manchmal Jesus ihr Dinge zeigt, für die sie konkret beten kann. Daraufhin war Karina mutig und fragte Claudia, ob sie interessieren würde, was sie – in aller Vorsicht – glaubt, von Jesus in Bezug auf sie gehört (bzw. „gesehen“) zu haben. Und weil Claudia das bejahte, beschrieb ihr Karina zwei Szenen, die sie im Gebet mit Jesus „gesehen“ hatte, eine davon habe ich oben beschrieben. Karina beschrieb mir, wie sich von einem Moment auf den anderen, die Intensität im Raum änderte. Ihre Freundin war sichtlich gerührt, hatte Tränen in den Augen, und Karina konnte ihr sagen, dass sie bei Jesus gut aufgehoben ist, selbst mit Tränen in den Augen sagte sie ihr, wie gut Jesus ist, wie gut Jesus auch zu ihr/für sie ist.
Für Nathalie betet Karina ebenfalls. Als sie für sie betete, sah sie ihre Freundin hilflos umher irren und hatte den Eindruck, dass ihre Freundin Angst hat. Bei anderen Gebetszeiten kamen noch eine ganze Reihe anderer Eindrücke dazu. Bei einem Treffen mit mehreren Müttern sagte Karina sinngemäß zu Nathalie: „Ich weiß nicht, ob ich das schon gesagt habe, aber ich bete regelmäßig für dich und deine Familie, gibt es irgendetwas, für das ich konkret beten kann?“ – „Du betest für mich, das ist aber abgefahren.“ Das Gespräch ging daraufhin noch etwas weiter und Nathalie sagte ihr, wofür sie beten könne. Einen Impuls von Gott aufnehmend, erzählte Karina ihr, dass sie auch manchmal Dinge für sie von Gott hören würde und fragte sie, ob sie daran interessiert sei, davon zu hören. Irgendwie wurden die beiden dann von einer weiteren Mutter unterbrochen, aber Nathalie sagte zu Karina, sie solle ihr das doch einfach mal mailen.
Das tat Karina dann und schrieb ihr mit aller Vorsicht von den Dingen, die sie im hörenden Gebet vernommen hatte. Wohl auch mit dem Zusatz, dass ihre Freundin das sehr vorsichtig lesen soll, vielleicht Dinge auch nicht passen könnten. Denn so ist es ja oft auch, manchmal sind wir uns mit Dingen sicher, mit anderen eher unsicher. Ein paar Stunden später mailte ihre Freundin ihr völlig bewegt zurück, dass sie das sehr abgefahren findet, wie gut sie jemand kennen kann und dass das für sie ein toller Gottesbeweis sei. Karina sagte ihr natürlich, dass nicht sie sie so gut kennt, sondern Jesus, aber seit dem sind die beiden wohl immer wieder im Gespräch über Jesus.
Ihr dürft also gerne für die beiden Freundinnen von Karina beten. Und auch wenn Karina, Nathalie und Claudia nicht die richtigen Namen sind, Gott wird die Gebete schon zuordnen können. :-)

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mich ermutigt so was total, ich finde cool, wie konkret Jesus spricht und wie – in diesen beiden Fällen – das Gehörte sogar Gesprächsöffner wurde. Ich erlebe dies ebenfalls, wenn ich auch betonen will, dass ich lange nicht alle Sachen allen Leuten erzählen würde. Ich glaube, dafür hat man schon ein Gefühl und manchmal ist es auch so wie in der Situation bei Karina und Nathalie, dass man den Eindruck bekommt, dass man bestimmte Dinge weiter geben soll.

An dieser Stelle mal eine herzliche Einladung, die diesen Blog lesen und mit denen ich nicht im persönlichen Gespräch bin: Wenn ihr selbst solche oder auch völlig andere Geschichten aus eurem Leben erzählen könnt, mailt sie mir doch. Ich anonymisiere sie dann gern und baue sie an passender Stelle ein. Echte Geschichten von echten Menschen ermutigen einfach ungemein.

Was denkt ihr? Ermutigend, hilfreich, zu abgefahren? Ich bin gespannt, auf eure Gedanken.