Gar nicht so einfach, irgendwo anzufangen, wenn man das ganze Thema noch nicht absehen kann und man selbst mittendrin steckt.  Zumindest nicht für mich, der ich Dinge gerne bis zum Ende durchgedacht hat. Aber vielleicht mal mit einer Gegenfolie zum Start, zugegeben: einer extremen Sorte davon.

Wer Marc Driscoll schon mal begegnet ist (zum Beispiel hier oder hier), der weiß, dass das ein ernster Kollege ist. Manche nennen ihn den Hulk Hogan der Pastoren. Ich kann mich noch gut an eine hitzige Emaildiskussion mit ihm im Jahr 1998 erinnern. Ich merkte schnell, dass er vor keiner Auseinandersetzung zurückscheut. Es gibt kein gutes deutsches Wort für das englische „intense„, aber schon damals dachte ich: „Man, that is one intense dude.“ (Innerlich muss ich gerade etwas schmunzeln, da ich mir vorstelle, dass das sicher der eine oder andere von mir auch schon gedacht hat. An diejenigen, die schon Opfer meiner Intensität wurden: Die Gnade Gottes verändert auch mich).

Sagen muss ich aber, dass ich Marcs Gemeindegründungsinitiative Acts29 sehr schätze. Ich bin immer für Gemeindegründung, theologisch bin ich in einigen fundamentalen Fragen aber deutlich anderer Meinung als er. Hier kommt jetzt die angesprochene Gegenfolie:

http://www.youtube.com/watch?v=J7BIO7NoOww

Ab Minute 4:35 geht es so richtig los: Ich zitiere:

„Some of you, God Hates you – some of you, God is sick of you, God is frustrated with you, God is wearied by you, God has suffered long enough with you.“

frei übersetzt: „Manche von euch, Gott hasst euch – manche von euch, Gott hat euch satt, Gott ist frustriert mit euch, ist euch müde, Gott hat euch lang genug ertragen.“

Man kann Marc nun wirklich nicht vorwerfen, dass er keine (twitterfähigen) Zitate liefert, so sagt er weiter:

„Christen sagen ‚Gott hasst die Sünde, nicht den Sünder.‘ – Das ist Ghandi, nicht Jesus!“

Gott hasst nicht nur die Sünde, er hasst auch den Sünder.
Er zitiert Psalm 5, Vers 5 (oder deutsch Vers 6): You hate all evildoers (ESV), deutsch: du hassest alle, die Götzendienst üben. (Elberfelder)

Und ein letztes Zitat von ihm:

„You and I are, we are sinners are and are by nature objects of wrath. That’s a quote from the Bible.“
frei übersetzt: „Du und ich, wir sind Sünder und sind nach unserem Wesen Objekte Gottes Zorns. Das ist ein Zitat aus der Bibel.“

Hier ist ein guter Punkt, die Kurve zu kriegen, denn Mark sagt, dass er hier die Bibel zitiert, aber er zitiert sie falsch:

Er zitiert aus Epheser 2,3 und jetzt kommt der entscheidende Unterschied:

Zunächst mal englisch nach NIV: „Like the rest, we were by nature objects of wrath.“

Deutsch nach NGÜ, weil es die so schön ähnlich ausdrückt: „So, wie wir unserem Wesen nach waren, hatten wir – genau wie alle anderen – nichts verdient als Gottes Zorn.“

Were – waren – hatten – Vergangenheit! Past Tense, brother Mark!

Nicht sind, wir waren, das gilt nicht mehr, der Text geht ja auch weiter:

So, wie wir unserem Wesen nach waren, hatten wir – genau wie alle anderen – nichts verdient als Gottes Zorn. Doch Gottes Erbarmen ist unbegreiflich groß! Wir waren aufgrund unserer Verfehlungen tot, aber er hat uns so sehr geliebt, dass er uns zusammen mit Christus lebendig gemacht hat. Ja, es ist nichts als Gnade, dass ihr gerettet seid! Epheser 2, 3-5 NGÜ

Was will ich damit sagen? Nun, bevor es jemand schnell abhakt a la „Ja, das ist das Evangelium – kenne ich, wir sind aus Gnade errettet usw….“ will ich es auf den Punkt bringen:

Gott ist nicht mehr sauer, er ist nicht mehr wütend. Nicht auf uns uns!

Auf niemanden mehr! Auch nicht auf die Menschen, die noch nicht an Jesus glauben.

Gott ist nicht mehr böse auf die „bösen Menschen“. Gar nicht mehr! Überhaupt nicht mehr!

Weil Jesus das ein für alle Mal klar gemacht hat.

Gott liebt uns! Gott liebte die Welt so sehr, dass er Jesus geschickt hat. Die Welt, die ganze Welt liebt Gott.

 

Um es anders auszudrücken:

Wir können nichts tun, damit Gott uns mehr liebt. Gar nichts.

und noch krasser:

Wir können gar nichts tun, dass Gott uns weniger liebt.

 

Das ist das, was ich dem jungen Mann auf der Esoterikmesse gesagt habe: Gott liebt dich! Du kannst nichts tun, dass er dich mehr liebt und du kannst auch nichts tun, dass er dich weniger liebt. Gott liebt dich – durch und durch.

Und das war es, wonach der junge Mann entgegnete: „Das ist ja echt eine gute Nachricht!“

Yep, ist es. Es gibt keine bessere Nachricht. Sie ist eigentlich zu gut, um wahr zu sein. Ist sie aber.

 

So, hier mache ich erstmal Schluss. Und ja, ich werde das in den nächsten Posts noch stärker reflektieren, begründen und ausführen, aber das ist das, was ich glaube.