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Bild von sriram via Flickercreativ commons

Dies ist der zweite Teil zu Glaube – kein Krampf.

Den anderen Weg erklärt Jesus seinen Jüngern, nachdem sie einen Jungen nicht heilen bzw. von Dämonen befreien konnten und lässt sich so zusammen fassen:

Den betreffenden Text aus Matthäus 17 habe ich in meinem Post zu unserem meist falschen Verständnis der Souveränität Gottes näher erläutert. Wer den Post noch nicht gelesen hat, dem empfehle ich die Lektüre, dann wird das Folgende nachvollziehbarer, hier nur kurz zusammen gefasst:

Die Jünger fragen Jesus, warum sie den Jungen nicht befreien konnten.
Die Antwort Jesu: Wegen ihres Unglaubens / Kleinglaubens (je nach Lesart).
Danach folgt der Vergleich mit dem Senfkorn (weshalb ich zur Lesart Unglauben tendiere) und das Beispiel mit dem Berge versetzen.

Dann aber folgt Vers 21 (den eine Reihe Manuskripte nicht haben):

Diese Art aber fährt nicht aus; außer durch Gebet und Fasten. (ELB)

Ob dieser Vers ggfs. in Anlehnung an die Parallelstelle im Markusevangelium hinzugefügt wurde, ist hier irrelevant.
Da diese Aussage dort vorhanden ist (und lediglich das Fasten dort in Frage steht), können wir verlässlich davon ausgehen, dass Jesus dies den Jüngern in dieser Situation gesagt hat:

Und als er in ein Haus gegangen war, fragten ihn seine Jünger allein: Warum haben wir ihn nicht austreiben können?
Und er sprach zu ihnen: Diese Art kann durch nichts ausfahren als nur durch Gebet (und Fasten).
Markus 9,28-29 ELB

(Der Einfachheit nehme ich ab jetzt nur noch die Lesarten Unglauben bzw. Gebet und Fasten. Letztlich kommt es nicht darauf an, man kann dem Ganzen auch mit Kleinglauben und ohne Fasten folgen.)

Worauf es mir an dieser Stelle ankommt, ist folgendes:

Auf die Frage der Jünger, warum sie den unreinen Geist nicht austreiben konnten, antwortet Jesus nicht „Weil ihr nicht genug gebetet gefastet habt“, sondern: „Wegen eures Unglaubens!“

Das Problem war der Unglaube! Der Unglaube hinderte die Jünger daran, diesen Geist auszutreiben.
Am Ende erklärt Jesus, dass „diese Art“ nur durch Beten & Fasten ausfährt.

Hier wird es meines Erachtens nicht hundertprozentig klar, worauf sich im griechischen Text das „diese Art“ (touto genos) bezieht. Vermutlich bezieht es sich auf diese Art von unreinem Geist, da der Markustext den Zwischenteil mit Unglauben nicht hat, aber der Matthäustext ließe u.U. auch den Bezug auf „diese Art von Unglauben“ zu.
Am Ende ist es aber egal, da genau diese beiden von Jesus in einen direkten Zusammenhang gestellt werden.

Mit eigenen Worten zusammengefasst, sagt Jesus seinen Jüngern:
Euer Problem war euer Unglaube. Mit diesem Unglauben konntet ihr den unreinen Geist nicht austreiben. Austreiben lässt sich diese Art nur durch Beten & Fasten!

Was ist also die Lösung für das Problem (nämlich der Unglaube): Beten und Fasten! Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Art sich auf den Unglauben oder die Art des unreinen Geists bezieht.
Gebet ist die Antwort auf das Problem!

Was aber meint Gebet hier an der Stelle nicht?
Es bezieht sich nicht auf den eigentlichen Akt des Austreibens, denn Jesus bedrohte lediglich den unreinen Geist und gebot ihm, von dem Sohn auszufahren und nicht wieder hineinzufahren. (vgl. Mk 9,25).
Gebetet hat Jesus in dieser Situation gar nicht, er hat den Geist bedroht und ihm geboten zu gehen. Jesus hat auch nicht während des Austreibens angefangen zu fasten.

Wenn Jesus hier also von Beten (und ggfs. Fasten) spricht, meint er nicht den eigentlichen Akt des Austreibens, sondern die Vorbereitung der Jünger.

Ein Wort zu Beten & Fasten

Da mir früher sowohl Gebet als auch Fasten komplett anders vermittelt worden sind und ich viele Menschen kenne, denen es ähnlich geht, hier eine wichtige Ergänzung zum Beten & Fasten:

Gebet soll Gott nicht dazu bringen, etwas zu tun, was er eigentlich gar nicht will oder aber sich nur abringen lässt, wenn wir beten. In dieser Vorstellung wird Fasten oft als etwas verstanden, mit dem wir Gott den letzten Schubs geben, uns doch endlich das Erbetene zu geben.
Dabei will Gott seinen Kindern gerne gute Sachen geben. Wir sollen nur im Glauben bitten und nicht im Unglauben.

Gebet und auch Fasten ist also kein „Gott den Arm auf den Rücken drehen, damit er endlich unsere Gebetserhörung rausrückt“, sondern meint die Pflege unserer intimen Beziehung mit Gott, mit Jesus.
Fasten verstehe ich hier auch nur als Verstärkung. Meines Erachtens bringt das reine Ablassen von Nahrung nichts, wenn wir ansonsten unseren Tag so gestalten wie sonst auch, sprich ohne Gebet (&Fasten). Fasten, also das Verzichten von Nahrung, gibt uns einfach mehr Zeit, um im Gebet zu verbringen, da wir keine Nahrung zu uns nehmen. Mit Sicherheit schwingt hier auch die Ebene mit, dass wir mit dem Fasten ebenfalls ausdrücken, wie wichtig uns die Beziehung zu Jesus ist, wie wichtig es uns ist, in der Intimität mit ihm zu wachsen und wir unser Wollen ausdrücken, dass Christus in uns Gestalt annimmt.
Soviel nur ganz kurz zum Thema Beten und Fasten.

Fazit:
In dieser gelebten und gepflegten Beziehung zu Gott, gewinnen wir Glauben, sehen wir Dinge so, wie Gott sie aus seiner Perspektive sieht, verlieren wir unseren Unglauben und beten im Glauben. Ohne Krampf.