Während das Evangelium an sich wirklich gute Botschaft ist (und auch sein sollte), sehe ich weit verbreitet eher eine bestenfalls mittelmäßige Botschaft (wenn nicht schlechte Botschaft) als das „Evangelium“ verkündet.

Heute möchte ich damit beginnen, diesen Eindruck an Hand der vier wohl bekanntesten Werkzeuge, “das Evangelium” weiterzugeben, näher zu begründen.

Ich habe die folgenden „Evangeliums-Weitergabe-Tools“ im Visier:

  1. Die Brücke
  2. Evangelisation Explosiv
  3. Die vier geistlichen Gesetze
  4. Der Römerweg

Für heute beginnen wir mit dem ersten Tool, die weiteren Punkte folgen in den nächsten Tagen.

1. Die Brücke

Ich vermute, jeder Christ, der schon ein bisschen länger in irgendeiner Gemeinde unterwegs ist, hat so eine Zeichnung schon mal gesehen:bruecke

Diese Zeichnung malt man auf irgendeinen Zettel, Serviette oder Bierdeckel, um dem Gegenüber „das Evangelium“ zu erklären. Was sagt man dabei?

Sinngemäß verkürzt folgendes: Auf der linken Seite steht der Mensch (oder du). Auf der rechten Seite steht Gott. Was die Menschen von Gott trennt ist ihre Sünde. Der einzige Weg, wie der Mensch zu Gott kommen kann, ist durch das, was Jesus am Kreuz getan hat (dann malt man das Kreuz in die Mitte): Er ist für unsere Sünden gestorben und macht so den Weg frei für dich zu Gott.

Soweit die Zeichnung. Grundsätzlich ist daran nicht so richtig was falsch, allerdings frage ich mich, wer diese Zeichnung einem Freund, Bekannten oder Unbekannten mal aufgemalt hat und dann gehört hat: „Wow, was für eine geniale Nachricht. Danke, dass du sie mir erzählt hast.“?

Korrigiert mich gern, aber ich habe diese Zeichnung in der Vergangenheit unzählige Male benutzt, aber ich habe noch NIE so eine Antwort gehört.

Worauf ich hinaus will: Die Aussage der Zeichnung selbst mag zwar theologisch richtig sein, aber ich bezweifle, dass es so – wie das Ganze in der Regel vorgetragen wird – die gute Nachricht ist. Denn bei einer guten Nachricht müssten zumindest öfter die Mundwinkel des Hörenden nach oben gehen als ich das je wahrgenommen habe. Die einzige Bewegung, die ich bei dieser Zeichnung bisher erlebt habe, ist das Schulterzucken des Gegenübers, im Sinne von: Okay, schön für dich, wenn dir das was bringt.

Natürlich kann man jetzt sagen, dass Deutschland einfach ein sehr verschlossenes Land ist und dass deshalb die Leute nicht wirklich offen für das Evangelium sind, aber ich frage eher anders herum: Ist das, was wir da weitergeben, wirklich die Gute Nachricht?

Für mich klingt das eher wie die Betonung einer schlechten Nachricht „Du bist ein Sünder und deine Sünde trennt dich von Gott“ mit einer Option, was du dagegen tun kannst, damit Gott nicht mehr sauer auf dich ist und dich dann irgendwann zu sich lässt.
Das erinnert mich an etwas, was ein Gemeindegründerkollege letztens so beschrieb: Er hatte seinem Freund „das Evangelium“ erklärt, worauf dieser dann betroffen verstellte, dass er zum jetzigen Zeitpunkt nicht in den Himmel käme und darauf hin sagte: „Das heißt ich müsste noch, bevor ich sterbe, eine Entscheidung getroffen haben, um in den Himmel zu kommen.“
Das mag zwar richtig sein, aber nach einer Antwort wie „Wow, das ist aber ne coole Nachricht“ hört es sich nicht an, mehr wie das Wahrnehmung einer „Option für den Himmel“.

Diese Überbetonung bzw. Fehlbetonung auf das Jenseitige, das Leben nach dem Tod, Himmel oder nicht, wird besonders beim nächsten Beispiel (Evangelisation Explosiv) deutlich, aber eins nach dem anderen.