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Quelle: reingestaltercc

Ohne lange Vorrede möchte ich sofort zur Beantwortung des im letzten Post angerissenen Problems ansetzen:

 Dafür springe ich sofort zu meinem Schlüsseltext in Hebräer 1,1-3, hier nach der Luther84 Übersetzung:

Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welt gemacht hat. Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort und hat vollbracht die Reinigung von den Sünden und hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe.

Der Autor des Hebräerbriefs bestätigt im ersten Vers, dass Gott auch in der Vergangenheit auf unterschiedliche Art und Weise geredet hat. Er offenbarte sich durch die Propheten.
Doch nun (in diesen letzten Tagen) hat er zu uns geredet durch den Sohn. (Vers 2)
Dieser ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens. (Vers 3)
Es lohnt sich, diesen Abschnitt aus dem dritten Vers noch in weiteren Übersetzungen anzuschauen:
Er, der Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und Abdruck seines Wesens ist  (Rev. Elberfelder)

 

Er ist das vollkommene Abbild von Gottes Herrlichkeit, der unverfälschte Ausdruck seines Wesens. (NGÜ)

 

Der Sohn spiegelt die Herrlichkeit Gottes wider, und alles an ihm ist ein Ausdruck des Wesens Gottes. (Neues Leben)

 

This Son perfectly mirrors God, and is stamped with God’s nature. (The Message, Eugene Peterson)
Dem Autor des Hebräerbriefs ist wichtig, zu betonen, dass Gott sich zwar auch schon vorher offenbart hat durch die Propheten (also im Alten Testament), aber dass Gott sich nun in Jesus offenbart hat. Und dieser Jesus ist das vollkommene Abbild von Gottes Herrlichkeit, der unverfälschte Ausdruck oder Abdruck seines Wesens.
Eugene Peterson drückt es in der Message Übersetzung ebenfalls sehr schön aus: Jesus spiegelt perfekt Gott wieder, er ist ein Stempel (Abdruck) von Gottes Natur.
Peterson greift hier das Wort, das im griechischen benutzt wird „Charakter (χαρακτὴρ)“ in seinem Stempel auf.
Der Duden zeigt diese (veraltete) Bedeutung des Begriffs ebenso:
Mit anderen Worten: Wer wirklich wissen will, wie Gott ist, welchen Charakter (in seinem ursprünglichen Sinn) Gott hat, der schaue sich Jesus an. Da sehen wir, wie Gott ist.
Dazu kommen uns sofort Worte von Jesus in den Sinn:

Philippus spricht zu ihm: Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns.
Jesus spricht zu ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Und wie sagst du: Zeige uns den Vater? Johannes 14,8-9

Nicht dass jemand den Vater gesehen hat, außer dem, der von Gott ist, dieser hat den Vater gesehen. Johannes 14,46

Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht. Joh 1,18

Alles ist mir übergeben worden von meinem Vater; und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater, noch erkennt jemand den Vater als nur der Sohn, und der, dem der Sohn ihn offenbaren will. Mat 11,27

Und der Vater, der mich gesandt hat, er selbst hat Zeugnis von mir gegeben. Ihr habt weder jemals seine Stimme gehört noch seine Gestalt gesehen, und sein Wort habt ihr nicht bleibend in euch; denn dem, den er gesandt hat, dem glaubt ihr nicht. Joh 5, 37

Was sagt Jesus mit anderen Worten in all diesen Versen?

Bisher habt ihr Gott noch gar nicht erkannt. Niemand hat ihn wirklich erkannt. Gesehen sowieso nicht (Mose nur mal von hinten), aber auch nicht wirklich erkannt.
Wenn ihr aber wirklich sehen wollt, wie der Vater ist, dann schaut auf mich. Wer mich sieht, sieht den Vater. Und was ich tue, das will auch der Vater tun. Und was ich nicht tun will, das will auch der Vater nicht tun.

Hier geht es nicht um ein Bad cop – Good cop – Spiel, sondern darum, dass wir in Jesus erst wirklich begreifen, wie Gott wirklich ist. Vorher hat sich Gott (durch die Propheten) auch schon offenbart, aber eben nicht voll: Wer wirklich sehen will, wie Gott ist, der schaue sich Jesus an.

Damit ist auch meine Hauptausrichtung klar: Ich versuche alles, was ich betrachte (auch die folgenden Themen) „durch Jesus“ zu betrachten. Was sehe ich bei Jesus? Was hat er gemacht? Wie ist er mit Menschen umgegangen? Welches perfekte Abbild von Gott hat er mir gezeigt?

Dabei drängt sich natürlich die Frage auf, in welchem Verhältnis dann das, wie Gott sich im AT gezeigt hat, zu dem steht, wie er sich im NT in Jesus offenbart hat. Darum geht es in diesem Post: Die dunkle Seite des ATs – was machen wir mit ihr?