Ich erlebe es als sehr hilfreich, zwischen „normalen“ Beziehungen und „apostolischen“ Beziehungen  zu unterscheiden. Was meine ich damit?

Normale Beziehungen sind die Beziehungen zu Menschen, mit denen ich ganz normal und regelmäßig im Kontakt bin. Darunter sind viele Freunde und Bekannte, die bisher nicht an Gott glauben. Natürlich wünsche ich ihnen das Beste, das ihnen passieren kann. Und das ist eine persönliche Beziehung zu Jesus. Ich bete regelmäßig für sie und rede auch immer wieder mit ihnen über Jesus, aber sie werden auch dann meine Freunde bleiben, wenn sie sich nicht für ein Leben mit Jesus unterscheiden.

Bei den apostolischen Beziehungen geht es um Kontakte zu Menschen, die bisher keinen persönlichen Kontakt zu Christen haben. Wenn nicht jemand zu ihnen „gesandt“ ist, dann werden sie nur schwer von Jesus hören. Jesus sandte seine Apostel aus (griechisch apostolos = Gesandter), um zu denen zu gehen, zu denen die Jünger vorher keine Beziehung hatten. Jetzt wird es aber interessant:

Wenn ich mir Matthäus bzw. Lukas 10 und die Aussendung der Jünger anschaue, dann lese ich eins nicht: Jesus sandte die Jünger nicht aus und sagte zu ihnen: „Geht zu den Menschen, lebt unter ihnen, baut Beziehungen zu ihnen auf, gewinnt ihr Vertrauen , teilt vorsichtig und zurückhaltend euren Glauben und wenn ihr in ein paar Jahren erste zarte Früchte seht, dann kommt zurück und wir reden drüber.“

Nein, er sagte: „Heilt Kranke, weckt Tote auf, reinigt Aussätzige, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebt! Wenn ihr aber in eine Stadt oder in ein Dorf einkehrt, so forscht, wer darin würdig ist; und dort bleibt, bis ihr weggeht! Und wenn jemand euch nicht aufnehmen noch eure Worte hören wird – geht hinaus aus jenem Haus oder jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen!“ (Mat 10, 8.11.14)

Ich lese weder von einem langsamen Aufbau von Vertrauen in unterschiedlichen Beziehungen vor Ort noch von langfristig angelegten diakonischen Diensten in einer Stadt. Ich lese von kurzfristigen, aber dennoch kraftvollen Diensten (Kranke heilen, Dämonen austreiben, Tote auferwecken etc.). Darüber hinaus lese ich von der Suche nach würdigen Menschen, die die Worte der Jünger aufnehmen und deren Haus ein Mittelpunkt ihres mobilen und zeitlich begrenzten Dienstes sein konnte. Wenn die Jünger aber keine Offenheit vorfanden, dann sollten sie den Staub von den Füßen schütteln und weiter ziehen.

Hier müssen wir gut trennen: Christen sind aus meiner Sicht selbstverständlich zu stetigem diakonischen Handeln vor Ort berufen, wir dürfen dies nur nicht mit einem apostolischen Pionierdienst durcheinander bringen, der Menschen finden will, die jetzt offen sind und die jetzt daran interessiert sind, Gott kennenzulernen.

Meines Erachtens sind wir dabei noch ganz am Anfang auf diesem Weg. Diese Gedanken sind für viele noch sehr fremd und für die, die sich schon auf diesen Weg begeben haben, noch recht neu. Das heißt: Wir wissen noch nicht genau, wie es in Deutschland „geht“, wie solch ein apostolischer Dienst genau aussehen kann. Da schließe ich mich mit ein. Deswegen tausche ich mich mit den unterschiedlichsten Leuten in Deutschland und Europa aus: Mit Evangelisten, die erleben, wie Menschen auf der Straße ein Leben mit Jesus beginnen wollen, die aber bisher wenig Erfahrung darin (oder wenig Blick dafür) haben, wie diese Menschen in der Jüngerschaft weitergeführt werden können, damit langfristig Frucht entsteht. Oder mit Gemeindegründern, die ebenso wie wir experimentieren, sich in Menschen investieren und schauen, was zum jeweiligen Kontext passt. Ich lerne von den Erfahrungen anderer weltweit. Immer mit dem Ziel im Blick: Dass das Evangelium in Wort und Tat verkündet, zum Glauben gekommene Menschen zu Jüngern gemacht und so Gemeinden gegründet werden, die sich multiplizieren.