Eigentlich sollte dies erst der dritte Punkt werden, aber da das Thema in den Kommentaren zu „Antworten geben“ aufkam, ziehe ich ihn einfach vor. Eine Reihenfolge im Sinne der Wichtigkeit ist hier eh nicht gemeint, auch wenn ich vermutlich den ersten Punkt schon am meisten bereue, aber nun zu Punkt 2:
Ich habe früher in Gesprächen mit Menschen über Jesus oder meinen Glauben sehr oft apologetisch argumentiert.
Zur Erklärung: Wikipedia nennt für Apologetik als eine wichtige Funktion: „durch logische Argumente und wissenschaftliche und historische Beweise für die Wahrheit des Glaubens eintreten“.
Ich habe z.B. durch Gedankenspiele („War Jesus nun Lügner, Verrückter oder wirklich Gottes Sohn?“ oder „Macht es Sinn, dass die Apostel wirklich ihr Leben für ihren Glauben gelassen haben, wenn sie Jesu Auferstehung nur vorgetäuscht haben?) versucht, meinem Gegenüber Gründe zu liefern, warum es gut und sinnvoll ist, an Gott zu glauben.
Das mache ich heute nicht mehr. Die Gedanken dahinter sind zwar nicht falsch, aber nach meiner Erfahrung führen sie zu nichts. Ich persönlich habe noch nie erlebt, dass sich jemand aufgrund eines solchen Gespräches mehr für Gott interessiert hat oder sogar angefangen hat, an Gott zu glauben.
Und was nutzt es, wenn ich eine Diskussion gewinne, mein Gegenüber aber längst verloren habe?
Selbst Dinge, mit denen man Menschen klar machen kann, wie wie wichtig es ist, geistliche Fragen zu stellen oder geistlichen Dingen nachzugehen (Body, Soul, Spirit), mache ich nicht mehr, auch wenn ich sie früher gemacht und sogar andere darin trainiert habe.
Wer gerade nicht an geistlichen Dingen oder Gott interessiert ist, den werde ich auch nicht durch kluge Gedankengänge dahin bringen. Und wer nicht geistlich suchend ist, dem muss ich den Glauben auch nicht aufdrängen. Ich werde für so jemanden beten und auch fragen, wie ich für sie oder ihn beten kann, aber das ist es dann auch. Und bei Interesse an meinem Glauben, erzähle ich von Jesus, was er für mich ist und was er mir bedeutet, wie gut er mir tut. Ich erzähle auch nicht von Gemeinde oder von einer bestimmten Art von Gemeinde, auch nicht von „organischer Gemeinde“. Mir geht’s darum, dass meine Freunde, aber auch die, die ich einfach so treffe und mit denen ich rede, Jesus kennenlernen.
Und dieser Weg führt mich viel weiter. Dann geht’s auch nicht mehr um irgendein „Glaubenssystem“ oder eine bestimmte „Kirche“, dann geht’s um Jesus und um ein Leben mit ihm. Und darüber hinaus erwarte ich, dass das Wirklichkeit wird, was wir immer und immer wieder im Neuen Testament lesen:
Und Jesus ging ringsum in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen. Matthäus 9,35 (Luther1984)
Sprich, dass sich als Antwort auf das Gebet: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe“ dieses Reich sich wirklich zeigt.
Jeff Sundell und sein Team, die T4T nach 10 Jahren in Nepal nun in North Carolina adaptieren (nein, kein klassischer Bible Belt: sie arbeiten unter Drogendealern, Prostitutierten etc.), nutzt zum Beispiel bei Gebetsspaziergängen im Gespräch oft die Frage: Wenn Gott in deinem Leben ein Wunder tun soll, was wäre es? Und darf ich dafür beten?
Finde ich eine Hammerfrage, da sie nicht nur fragt, was für Nöte oder Probleme da sind, sondern direkt Gott mit ins Spiel bringt.
Die Frage und der Gedanke dahinter kommen aus dem Buch „Dafür wurdest du geboren“ von Bruce Wilkinson. Ein Hammerbuch, das ich gerade jedem empfehle, der nur irgendwie an dem Thema organische Gemeinde oder Evangelisation interessiert ist.
Anfangs war ich skeptisch, da ich mit dem „Gebet des Jabez“ nicht soviel anfangen konnte und habe es mir auch nur gekauft, weil Jeff es erwähnte, aber es ist wirklich unglaublich gut, hilfreich und ermutigend. Der deutsche Untertitel (7 Schlüssel zu einem wundervollen Leben) ist zweideutig und daher auch missverständlich, da es darum geht, wie Gott durch uns Wunder tun möchte, also ein Leben voller Wunder; das ist dann auch wundervoll, aber es ist nicht das Ziel. Das Ziel ist, dass Menschen persönlich erleben, wie sehr Gott sie liebt und wie gut er ihnen tun will. Ich werde sicher demnächst nochmal einen eigenen Post zum Buch machen, aber in Kürze schon mal hier. Unbedingt kaufen, sehr lesenswert. Hier findet ihr die englische Version für den Kindle.
Wenn Leute erleben, wie Jesus tatsächlich Antworten auf Gebet schenkt oder andere Wunder tut, dann tritt die (oftmals vorgeschobene) Frage, ob die Wunder, von denen im Neuen Testament die Rede ist, tatsächlich passiert sind, schnell in den Hintergrund.
Und wenn Leute an Jesus Interesse haben, lade ich sie ein, gemeinsam mit anderen bei ihnen zu Hause die Bibel zu lesen. Wie das abläuft bzw. ablaufen kann, dazu demnächst mehr.
Auch hier wieder: Herzliche Einladung, eure Gedanken, Erfahrungen und Fragen zu posten.
Das ist – glaub ich – das gute, alte „Zeugniss geben“. Allerdings getrieben vom Interesse am Gegenüber.
Ich sehe das genauso wie du. Alles andere ist das Anpreisen eines Systems. Erstens sind die Leute diesbezüglich total misstrauisch, und ausserdem gerät das zu leicht zur Werbung für einen Buchclub oder so.
Das „Reich Gottes“, von dem Jesus immer spricht, das existiert „mitten unter euch“, also auch ausserhalb von Kirche oder Glaubenssystem.
Und jede Kirche – ob organisch, missional oder wie auch immer – muss sich ab und zu fragen, ob in ihr auch noch Reich Gottes „am Kommen“ ist.
Schönen Dank für diesen Gedankenanstoss – und Gottes Segen weiterhin!
Jesus hat sich viel mit Suchenden beschäftigt, aber nicht nur.
Manchmal ist es aber auch notwendig, eine gepfefferte Verteidigungsrede zu halten, wenn die Gegner des Evangeliums allzu frech werden, einfach um der Wahrheit Willen. Auch wenn sich dann keiner bekehrt. Einfach mal damit sie wissen, wo auch die Grenzen sind und wieder ein wenig Ehrfurcht vor der Wahrheit und vor Gott gewinnen. Es gibt einige sehr gute Apologeten, deren Dienst ich sehr schätze, auch weil sie den Glauben der schwachen Zuhörer zusätzlich stärken können. Das Schwert des Geistes ist schließlich auch eine Angriffswaffe.
Das hat Jesus gemacht, das hat Paulus gemacht, das hat Stephanus gemacht.
Oder nimm`die alten Propheten, Jeremia und so.
Aber ja – es ist nicht jedermann`s Sache und sicher auch oft nicht der richtige Zeitpunkt dazu.
Allgemein betrachtet meine ich, dass die Aussage: „Ich habe aufgehört dies und das zu tun, weil etwas anderes effektiver…“ immer interessant ist, aber oft auch (nur) in einem gewissen Kontext sinnvoll ist oder im Rahmen einer bestimmten Begabung oder Berufung. Es ist schwer es zu verallgemeinern, aber durchaus sinnvoll und interessant zu hören.
Hallo,
ich musste daran denken, was Floyd McClung, glaube ich, irgendwo gesagt hat: Viele Menschen haben vielleicht kein Interesse an Deiner Religion oder Deiner Theologie, aber sie haben Interesse an dir und deiner Geschichte. Deine Theologie können sie auseinandernehmen (also verbal), aber nicht deine Erfahrungen, dein Erleben.
LG Regine
Uli,
ja, genau, dazu hat uns Jesus den Heiligen Geist verheißen (Apg 1,8). Schön, dich hier mal zu lesen.
Regine,
exakt. Ich kenne aktuell niemanden, der auf der Suche nach einer tollen Philosophie oder so ist. Und wenn Menschen merken, dass Jesus mein Leben verändert und es belebt, dann weckt das Interesse. Wenn Jesus mein Leben nicht belebt oder verändert, dann liegt in meiner Beziehung zu ihm etwas im Argen, denn an Jesus liegt’s nicht.
Frank,
ich glaube, da sind wir komplett anderer Meinung.
Zunächst: Ich habe extra geschrieben: „Dinge, die ich falsch gemacht habe.“ Es geht um mein persönliches Empfinden, ich bin mit diesem Blog nicht angetreten, DIE allgemeine Wahrheit für jeden aufzuschreiben.
Allerdings möchte ich deiner Meinung widersprechen:
Die Propheten haben das Volk Israel ermahnt und auch zusammengestaucht. Aber die Leute um uns herum sind nicht das Volk Israel.
Auch bei Jesus sehe ich nur, dass er gegenüber dem religiösen Establishment sehr deutliche Worte hatte. Ansonsten hatte er GUTE Nachricht. Da ist kein Platz für „gepfefferte Verteidigungsreden“, die sehe ich übrigens auch nicht bei Paulus. Selbst als er in Athen die Götzenbilder die ganzen Götzenbilder sah und sein „Geist ergrimmte“, hat er Anknüpfungspunkte (Apg 17,22) gesucht. Paulus konnte reden, keine Frage, das sieht man ja auch in dieser Rede, dennoch ist es spannend wie viel Frucht diese ausgefeilte Rede brachte (Vers 34: „einige“, aber nicht viele).
Direkt im Anschluss ist er in Korinth.
Dort ging er zuerst zu den Juden und da wurde er deutlich und trennte sich dann von ihnen und ging zu den Heiden. Apg 18,6.
Dann lesen wir „viele Korinther, die zuhörten, wurden gläubig und ließen sich taufen.“ Vers 8.
Und jetzt ein Blick in den 1.Korintherbrief und wir finden folgendes:
1 Auch ich, liebe Brüder, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu verkündigen.
2 Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten.
3 Und ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern;
4 und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft,
5 damit euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.
1.Kor 2,1-5 (nach Luther84)
Interessant: Hier kam er nicht mit überredenden Worten (was er konnte, wie wir in Apg 17 sahen), er kam in Schwachheit, mit Furcht und Zittern. Aber in Erweisung des Geistes und der Kraft. Klingt für mich sehr nach dem, was wir in Math 9, 35 (s.o.) lesen.
Und eben mit deutlich besserem Resultat.
Amen dazu! (Ich kann mit „Franks“ Einwurf auch nicht viel anfangen. Die „Gegner des Evangeliums“ zu Paulus‘ Zeiten waren die, deren Evangeliumsdeutung sich im Christentum nicht durchgesetzt hat. Und nicht die Heiden.)
„Und dieser Weg führt mich viel weiter. Dann geht’s auch nicht mehr um irgendein “Glaubenssystem” oder eine bestimmte “Kirche”, dann geht’s um Jesus und um ein Leben mit ihm. Und darüber hinaus erwarte ich, dass das Wirklichkeit wird, was wir immer und immer wieder im Neuen Testament lesen:
Und Jesus ging ringsum in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen. Matthäus 9,35 (Luther1984)“
.. das ist doch der Kern: es geht um Jesus,in uns und durch uns.
Lese gerade „Jesus Manifest“ von Frank Viola und Leonard Sweet….super.
[…] Zugang Gebet. Nach vielen Gesprächen und Diskussionen über den Glauben habe ich aufgehört auf Apologetik zu setzen. Viel mehr frage ich Menschen, wie ich für sie beten kann. Ich erlebe hier eine viel größere […]