Ich hatte als Kind öfter einen Traum, der ging etwa so:
Ich ging auf einem Bürgersteig entlang und entdeckte auf dem Boden ein 5 Mark-Stück (yep, ich bin Jahrgang 71). Ich hob es auf und wenig später sah ich noch eine Münze. Und dann noch eine und noch eine. Überall fand ich Münzen, unterschiedlicher Größe, aber das war mir egal: Ich war auf einmal reich! Das ging eine Weile so weiter, bis mir im Traum ein Gedanke kam: „Das kann doch eigentlich gar nicht wahr sein, ich träume doch nicht etwa?“ Das war leider dann der Anfang vom Ende, denn einige Zeit später bin ich meist aufgewacht. Ohne jetzt den Traum deuten zu wollen, es geht mir mit dem Bild einfach darum, dass ich am Ende des Traums eigentlich immer nur einen Wunsch hatte: „Lass dies kein Traum, sondern Wirklichkeit sein!“
Und ein bisschen so geht es mir aktuell: Ich entdecke, dass das Evangelium viel besser ist als gedacht und dass auch Gott noch viel besser ist als gedacht. Und vielleicht noch pointierter: Dass er sogar viel besser drauf ist als gedacht.
Und so ein klitzekleines bisschen befürchte ich hier und da ein wenig, dass das zu gut ist, um wahr zu sein. Und dann denke ich: Sollte ich träumen, dann lasst mich weiter träumen! Es ist gerade so schön.
Keine Sorge, ich reflektiere das ganze Thema intensiv und bin kein Träumer, aber natürlich frage ich mich: Wieso hat das eigentlich 25 Jahre meines Christenlebens gebraucht (von denen ich sechs Jahre Theologie studiert habe) bis ich das geblickt habe?
Martin Luther hat sich ja schon die Frage gestellt, wie er einen gnädigen Gott bekommt. Und wer in evangelikalen Kreisen aufgewachsen ist (wie ich), hat das auch irgendwann mitbekommen: Gott ist gnädig. Wir sind aus Gnade gerettet, verdient haben wir uns gar nichts. Christus ist für unsere Schuld am Kreuz gestorben. Gott ist treu und gerecht und vergibt uns die Sünden…
ABER: Während alle obigen Aussagen richtig sind. sind es die „Unds“ und die „Aber“, die mir Ganze versaut haben:
- Gott ist gnädig und gerecht und hasst daher die Sünde (auch die, die ich noch tue).
- Wir haben nichts verdient, aber Gott erwartet nun, dass wir XY tun.
- Christus ist für unsere Schuld gestorben, aber jetzt liegt es an uns (natürlich mit der Kraft des Heiligen Geistes), das Ganze auch umzusetzen.
- Gott ist treu und gerecht und vergibt uns die Sünden, aber wir müssen sie jetzt auch bekennen.
Mein Bild von Gott war gespalten: Auf der einen Seite sah ich Gott als den liebenden Vater, auf der anderen Seite sah ich ihn, wie er mit verschränkten Armen, die Augenbrauen gekrümmt, den Kopf schüttelt, über das, was die Welt, was wir, was ich da gerade wieder angestellt habe. Ein liebender und zorniger oder zumindest frustrierter Gott zugleich.
Und vielleicht will hier jemand direkt einwerfen: Aber genau so ist es doch, David: „Gott liebt die Sünder, aber hasst die Sünde und er ist und bleibt ein heiliger Gott, der Sünde nicht tolerieren kann.“
Und da antworte ich mittlerweile: Genau das hat er getan, er hat das Sündenproblem aus der Welt geschaffen. Ein für alle Mal, für alle Menschen! Gott hat keine schlechte Laune mehr, Gott geht nicht mehr mürrisch im Himmel auf und ab und fragt sich, wie er die Menschen denn nun korrigieren und ihnen mal zeigen kann, wo der Hammer hängt.
Wieso ich das glaube? Ich will heute einen Anfang machen, das zu erklären. Und ich weiß schon jetzt, dass das mehrere Posts brauchen wird, aber das Jahr 2013 ist ja auch noch lang. :-)
Es geht letztlich um einen Alten Bund und einen Neuen Bund, aber der Reihe nach:
Im alten Bund wurde jede einzelne Sünde (auch jede aus Versehen begangene Sünde) vermerkt und erinnert und musste gesühnt werden (siehe z.B. die Opferanweisungen in 3.Mo 4-6)
In Jesaja 42-45 kündigt Jesaja prophetisch Jesus an.
In Jesaja 43,19 kündigt Gott etwas Neues an!
Was ist das Neue? Es muss ja anders sein im Vergleich zum alten Bund.
Im neuen Bund werden die Sünden nicht mehr erinnert!
Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht. Jesaja 43,25 (Luther 1984)
Dann lesen wir im Propheten Jeremia:
Sondern das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde: […] Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben. […] ich werde ihre Schuld vergeben und an ihre Sünde nicht mehr denken. Jeremia 31,33-34 (ELB)
Ja, hier steht Israel, aber es gab im Alten Testament nach dem Bund mit Abraham und dem Bund mit Mose keinen weiteren Bund, den Gott mit dem Volk Israel geschlossen hat.
Den nächsten Bund hat Jesus durch sein Blut am Kreuz geschlossen:
Denn dies ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Matthäus 26,28
Dieser [Jesus] aber hat nur ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht und sich dann für immer zur Rechten Gottes gesetzt; Heb 10,12
Jetzt aber ist er einmal in der Vollendung der Zeitalter offenbar geworden, um durch sein Opfer die Sünde aufzuheben. Heb 9,26
„Dies ist der Bund, den ich für sie errichten werde nach jenen Tagen, spricht der Herr, ich werde meine Gesetze in ihre Herzen geben und sie auch in ihren Sinn schreiben“ und: „Ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nicht mehr gedenken.“ Heb 10,16-17
Yep, hier wird der erwähnte Vers aus Jeremia zitiert.
Was sagt Johannes der Täufer als er Jesus kommen sieht?
Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt! Joh 1,29
Nicht nur potentiell im Sinne von: „das Lamm Gottes, das ermöglicht, dass die Sünden weggenommen werden können“, sondern wirklich wegnehmen.
Wessen Sünden? Die der Welt! Beinhaltet dies auch die Sünden der Sünder? Nach meiner letzten Berechnung: Alle meint alle. Aber ruhig noch ein paar weitere Stellen:
Aber das alles von Gott, der uns mit sich selber versöhnt hat durch Christus und uns das Amt gegeben, das die Versöhnung predigt. Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu.“ 2.Kor 5,18-19
Gott versöhnte die Welt! Die Welt, alle! Er hat ihnen ihre Schuld vergeben! In der nächsten Stelle wird es noch deutlicher:
Er ist die Sühne für unsere Sünden, aber nicht nur für unsere Sünden, sondern auch für die der ganzen Welt. 1.Joh 2,2
Dem Vers ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen: Jesus ist nicht nur potentiell für die Sünden der Welt gestorben. Er ist für die Sünden der Welt gestorben. Gott hat das Sündenproblem der ganzen Welt beseitigt. Uns Menschen ist vergeben!
Deswegen sage ich auch, dass Gott nicht mehr zornig ist. Er war es (Alter Bund), mit dem Neuen Bund durch das vergossene Blut am Kreuz gilt das jetzt nicht mehr. Der Welt, also allen Menschen sind die Sünden vergeben.
Achtung, um Missverständnissen vorzubeugen: Ich sage hier nicht, dass alle Menschen dadurch auch gerettet sind, denn das gilt nur für die, die glauben:
Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. Eph 2,8-9
Ich bin also kein Allversöhner, wenn ich sage, dass Gott schon allen Menschen vergeben hat. Wir müssen dieses Geschenk der Gnade annehmen, um gerettet zu werden.
Vergeben heißt nicht gerechtfertigt, das werden wir aus Glauben (Röm 5,1). Darauf werde ich sicher noch einmal ausführlicher eingehen, für jetzt will ich betonen:
Gott braucht(e) keine Erlaubnis von uns, um uns zu vergeben. Gott brauchte auch gar keine Leistung von uns. Gott schloss einen neuen Bund mit uns, der weitaus besser ist als der alte Bund.
Deswegen sage ich: Gott liebt uns! Gott liebt die Sünder! Er hasst sie nicht, wie ich schon im letzten Post gesagt habe. Das Sündenproblem hat Gott am Kreuz beseitigt. Gott ist also weder böse, wenn Sünder sündigen (weil Jesus für die Sünden der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gestorben ist), noch sind wir unter Gottes Zorn. Wir waren es (alter Bund), sind es aber nicht mehr (neuer Bund).
Vielleicht einen Gedanken noch, um zu verdeutlichen, was ich NICHT sage: Heißt das, dass Gott es egal ist, wenn wir sündigen? Natürlich nicht. Das wäre ja genauso, wie wenn einem Vater es egal wäre, wenn sein Sohn oder seine Tochter geradewegs in einen Haufen Glasscherben läuft. Natürlich ist Gott traurig, weil er sieht, dass wir nicht in Freiheit leben, dass wir nicht so leben, wie es uns gut tut, denn Sünde schadet uns. Aber die Sünde selbst, die wir tun, trennt uns nicht mehr von Gott, Gott hat uns in Christus vergeben: Die Sünden der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Die Eigenschaft, die Gottes Beziehung zu den Menschen beschreibt, ist LIEBE!
Und ja, ich weiß, das hat fundamentale Konsequenzen und wirft viele Fragen auf. Z.B.: Müssen wir dann unsere Sünden überhaupt noch bekennen (vgl. 1Joh 1,9)? Aber bevor ich hier ein weiteres Fass aufmache, denn die Antwort könnt ihr euch vielleicht schon denken, werde ich das lieber mal in einem separaten Post machen, dieser Post hier bietet sicher schon genügend Gesprächsstoff. :-)
Zum Schluss möchte ich das Bild vom Anfang wieder aufnehmen:
Ja, das Ganze fühlt sich manchmal fast zu gut an, um wahr zu sein. Und dann befürchte ich, dass ich aus diesem Traum wieder aufwachen muss.
Aber andersherum ist es genauso: Ich bin froh, nach 25 Jahren aus einem Traum aufzuwachen, der mir nicht wirklich gefallen hat, und bin begeistert in die Realität einzutreten.
Bei alledem, bedenkt bitte, was ich in meinem ersten Post des Jahres geschrieben habe. Ich bin bei diesem Thema noch ein purer Anfänger. Es begegnen mir fast täglich Bibelstellen, bei denen ich mich frage, wie ich die jetzt zu verstehen habe. Davon habe ich inzwischen schon eine ganze Reihe bearbeitet und sehe sie inzwischen komplett anders als vorher (die erwähnte 1Joh 1,9-Stelle ist nur eine davon). Ich bin auf dem Weg, aber ich bin ein Newbie, ein Erstsemestler in Sachen Gnade.
Manch einer hält mich sicher auch für verrückt, solche Thesen so öffentlich zu formulieren, wenn man in dem Denkprozess noch mitten drin steckt, ich mache mich ja auch angreifbar und verletzbar. Aber das ist das Wagnis, das ich in diesem Jahr eingehen will: Meine geistliche Reise mit euch zu teilen. Auf dieser Reise lerne ich viel und fühle mich auch hier und da unsicher. Und wenn es in diesem Post vielleicht anders klingt, dann liegt das nur daran, dass ich mal meinen Standpunkt beziehe, ohne dauernd irgendwelchen „es kann sein, vielleicht oder möglicherweise“ einzufügen.
Bin ich 100% sicher, dass das, was ich hier schreibe, auch wirklich so ist? Natürlich nicht, aber 25 Jahre von bestenfalls mit Gesetz verseuchter Gnade lassen sich einfach nicht in 10 Minuten verhackstücken.
Von daher: Falls ihr versuchen wollt, mich aus meinem Traum zu wecken, tut es nett (und beschränkt euch auf ca. 250 Worte). Und wenn euch dieser Post hilft oder bestätigt, aus eurem schlechtem Traum aufzuwachen, dann dürft ihr das ebenfalls gern sagen.
Ich werde mein Bestes tun, hier und da auf Kommentare zu antworten, aber meine Zeiten mit Menschen, die unseren genialen Gott noch nicht kennen, gehen immer vor, dafür ist die gute Nachricht zu gut. :-)
In diesem Sinne: Viel Gnade euch in dieser Woche!
Hallo,
ER ist so viel GENIALER, als wir ahnen…
Immer, wenn wir wieder etwas entdecken, breitet sich SEIN Licht aus und ich stehe staunend da!
Es tut so gut, all die „abers und unds“ abzuschütteln.
Freiheit und Hingabe sind ein tolles Team!
Danke, dass Du uns mitnimmst und so aufrichtig bist!
LG Regine
Hallo,
ich muss einfach noch einmal schreiben.
Danke, David, dass Du mich erinnert hast. Es ist nämlich wahr!
Wir setzen dort ein Komma, wo GOTT einen Punkt oder ein Ausrufezeichen hingesetzt hat.
GOTT sagt: Ich liebe Dich – Ausrufezeichen!!
GOTT sagt: Es ist vollbracht – Ausrufezeichen!!
GOTT sagt: Du kannst nichts hinzutun – Ausrufezeichen!!
ABER: Wir neigen dazu, ein Komma zu setzen, um auf all die ABERS hinzuweisen, um auf die Gefahren aufmerksam zumachen, damit ja niemand GOTTES Liebe als Freifahrtschein sieht.
Kommt mir gerade so vor, als hätten wir oft KEINE AHNUNG, KEINEN BLASSEN SCHIMMER, was SEINE Liebe in Menschen ausrichten kann, welche Macht SEINE Liebe hat.
Wieviel traue ich GOTTES Liebe eigentlich zu?
Glaube ich, dass sie reicht?
Hoffe, ich konnte ein bisschen ausdrücken, was ich gerade fühle…
LG Regine
LG Regine
Schön zu hören, dank dir für das Feedback. Gott ist gut! (Ausrufezeichen)
Viel Segen!
LG aus Hamburg
Hallo David.
Vielen Dank für deinen Beitrag. Mein erster Gedanke war: unbelievable! Nicht nur, weil ich die Träume mit den Geldstücken aus meiner Kindheit kenne, sondern weil ich seit einiger Zeit einen ganz ähnlichen Prozess durchmache. Klar ist für mich, dass Gott konsequent ist. Wenn er die Sünden durch Christus vergeben hat – und zwar die der GANZEN Welt (1.Joh 2,2) – dann hat er sie vergeben. Punkt. Ich bin ebenfalls in evangelikalen Kreisen groß geworden und für mich ist es ein langer Prozess „alte Gedankenmuster“ zu hinterfragen und – wenn nötig – abzuschütteln.
Auch mir machen die ganzen „Unds“ und „Abers“ zu schaffen. Oft denke ich: „Hmm, irgendwie muss sich Gott das anders gedacht haben, sonst machen viele Bibelstellen (die die aufgeführt hast) keinen Sinn.“ Umso wichtiger ist es, die Bibel genau zu studieren, sich auszutauschen – z.B. hier im Blog ;-) – und sich selbst zu erlauben, seinen Glauben zu hinterfragen. Das schließt kritische Fragen selbstverständlich nicht aus. Eine davon will ich hier mal erwähnen: Wenn Gott doch ALLE Sünden durch Christus vergeben hat, wieso lehrt Jesus dann zu beten: „[…]Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. […]“ (Vaterunser)? Liegt es daran, dass der neue Bund durch Jesu Tod in der Bergpredigt noch nicht besiegelt war? Im Umkehrschluss wäre das Vaterunser für uns bedeutungslos, da alter Bund. Ist dem so?
Das Thema wirft also eine Menge weiterer Fragen auf. Ich bin mal auf die nächsten Beiträge gespannt, vielleicht ergeben sich dadurch ja Antworten.
Übrigens verstehe ich persönlich diesen Prozess auch als Teil organischer Gemeinde. Eben flexibel, beweglich und nicht stillstehend, starr.
In diesem Sinne: gute Gedanken und Eingebungen.
Hallo. Ich halte dich ganz und gar nicht für verrückt, sondern für sehr mutig so etwas öffentlich zu schreiben. Auf jeden Fall krasse Gedankengänge. Hieße ja dann in Umkehrschluss – so verstehe ich es bis hier her – dass man Gott nicht mehr um Vergebung bitten müsste. Theoretisch… denn praktisch kann ich es noch nicht wirklich glauben. :-)
Hi David
Nice post. Du sprichst ein ganz wichtiges Thema an. Du beginnst beim eigentlichen Problem: bei unseren Bildern von Gott, die wir so in unseren Köpfen kultivieren. Hat da mal nicht einer gesagt: „Ich bin der, der dich in die Freiheit geführt habe – aus der Sklaverei heraus“? Wie ist das in 2 Mose 20,2? Und wie geht es da weiter? „Du sollst dir kein Gottesbild machen!…“ – 2 Mose 20,4. – …und schon gar nicht ausgehen von dem, was du von deiner Welt kennst, in der du lebst und die deine Vorstellungen so prägt, weist du – all die Gedanken, die du da in deinem Hirn rum spinnst: „noch irgendein Abbild von etwas, was oben im Himmel, was unten auf der Erde oder was im Wasser unter der Erde ist.“
Wir aber machen uns frisch fröhlich von dem, was wir wahrnehmen, uns irgendwelche Bilder im Kopfkino und deuten das den auf Gott… und wundern uns, dass uns in Unfreiheit führt (2 Mose 20,2): „Du sollst dich nicht niederwerfen vor ihnen und ihnen nicht dienen…“
Ein eifernder Gott, kann ja nur ein zorniger Gott sein…gell? Er verfolgt die Bösen, die ihn hassen, ja bis in die vierte Generation… Oder könnte es nicht sein, dass Gott einfach Unfreiheit hasst und deswegen denen auf die Pelle rückt, die sich selber und andere ihren selber konstruierten Gottesbildern unterwerfen und ihre Sklaven werden?
Aber da bin ich schon bei meiner Frage: Ist Gott als atl. Gott ein zorniger Gott und als ntl. Gott ein gnädiger Gott? Wenn ja: Basteln wir hier nicht schon wieder so Bilder? Da der zornige Gott? Und hier der Gnädige Gott? Sind solche Vorstellungen der richtige Ausgangspunkt, um das Geheimnis „Gnade“ aufzuschlüsseln?
Hallo Christian,
wirklich schön, dich hier zu lesen!
Zuerst möchte ich sagen, dass ich 2.Mose 20,4 nicht so verstehe, dass wir uns nicht klar machen können und sollen, wie Gott ist. Dann würden schon alleine viele Psalmen, die von den Eigenschaften Gottes reden, dagegen verstoßen. „Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist.“ kommt mir da spontan in den Sinn (Ps 34,9), aber schon allein dieser Vers zeigt, dass es natürlich nicht so ist, dass Gott im AT nur als zorniger Gott dargestellt ist, davon war auch nie die Rede, aber natürlich wird Gott im AT auch (!) als zornig dargestellt, sonst würde Mark Driscoll in dem ja nicht auf solche Aussagen kommen.
Die Frage ist meines Erachtens viel mehr: Ist er heute noch zornig? Heute, da das Gesetz in Jesus erfüllt wurde und wir heute nicht mehr unter Gesetz leben?
Während Gott unter dem Gesetz klar Segen und Fluch verheißen hat (siehe z.B. 5.Mose 11) und Gott als Folge von Ungehorsam der „Zorn des Herrn“ (Vers 17) gegen die Israeliten entbrennen konnte, ist doch heute die Frage: Wir sind nicht mehr unter Gesetz – ist Gott dann überhaupt noch zornig? Ist Gott in irgendeinem Fall heute noch Verursacher von Leid, von Krankheit, von Unheil?
Um den Psalmvers von oben noch einmal aufzunehmen: Ich sehe im AT unter dem Gesetz immer eher die Tendenz im Sinne von: „Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist, WENN….“ Immer ein großes Wenn. Wie in 5.Mose 11,22-23a: Denn wenn ihr dieses ganze Gebot, das ich euch zu tun gebiete, treu haltet, indem ihr den HERRN, euren Gott, liebt, auf all seinen Wegen geht und ihm anhängt, dann wird der HERR…
Theologisch der alte Tun-Ergehen-Zusammenhang.
Letztlich geht es darum, ob nicht heute weitverbreitet Gnade mit einem Schuss Gesetz vermengt wird. Und ich weiß, dass wir uns da einig sind, es ist glaube ich eher die Frage, wie wir uns der gesamten Fragestellung nähern. Soviel mal, viele Grüße nach Bohmte!
Hallo David
Ich beginne beim letzten. Schon das Hiob räumt, damit auf, dass es zwischen dem Tun und Ergehen einen Zusammenhang geben muss. Die drei Freunde Hiobs haben das geglaubt. Ihre ganze Argumentation geht in die Richtung – und Gott fand das, was sie behaupteten, so was von toll, dass Hiob für sie vor Gott um Vergebung bitten musste…lol auch wenn es ein ganz ernstes Thema ist. Gott scheint das gar irgendwie gar nicht zu mögen, wenn wir irgendeinen Zusammenhang zw. Tun und Ergehen konstruieren. Und darüber dürfen wir uns echt freuen!
Selbstverständlich sollen wir uns Gedanken machen, wie Gott so ist. Diese Gedanken sollen nur nicht zu Bildern im Kopf werden und uns festlegen. Wir beten dann einfach einen selbst gebastelten „Vater“-Götzen an… Ich würde hier auch gerne lol schreiben, weil es wirklich ironisch wird… Nur, wer schon x-mal erleben musste, wie bei Leuten solche selbstgefertigten Gottesbilder zerbrachen, ihr Seele richtig schaden erlitt und es Jahre brauchte, wieder in die Spur zu finden… und wer immer wieder beobachtet, wie sich Leute selbst knechten, wenn sie an sowas wie einen kosmischen Superpolizisten glauben und sich vor seinem Zorn fürchten… ja, da vergeht einem das Lachen.
Wie entstehen Bilder? Wir erkennen: Gott ist gut. Was aber heisst „gut“? Füllen wir das nicht mit dem, was wir für „gut“ halten. Und nun muss Gott so sein, wie wir „gut“ und „gütig“ verstehen… und dann passiert etwas, was nicht mehr in unsere Vorstellung von „gut“ und „gütig“ passt… banal? Ja – und so oft zu beobachten. Du fragst für die neutestamentliche Zeit: „Ist Gott in irgendeinem Fall heute noch Verursacher von Leid, von Krankheit, von Unheil?“ In der Regel wohl nicht. Und wenn ja, wohl nicht ohne Grund – wie z. B. bei Ananias und Saphira (Apg 5,1-11), bei denen die Abendmahl nicht geachtet haben in 1 Kor 11,2ff… Gilt nun hier wieder der Zorn?!? Was hat Jesus gesagt? Wer an den Sohn glaubt, ist nicht mehr… (Joh ,36). Also kein Zorn! Glauben wir Jesus – oder nicht?
A prospos Zorn: Wer an Jesus glaubt, ist nicht mehr unter dem Zorn. Das sagt Jesus (Joh 3,36). Wir sollten ihm einfach glauben. (einmal ganz abgesehen davon, dass wir auch hier dazu neigen unter Gottes „Zorn“ so etwas zu verstehen, was wir so landläufig hier auf Erden unter „Zorn“ verstehen – ich glaube, es gibt kaum etwas Falscheres als das – aber diese Fass machen wir hier nicht auf!)
M.E. hüpfen wir etwas viel von Bibelstelle zu Bibelstelle. Echt chaotisch – für allem für die, die unserer Diskussion folgen wollen!
Herzliche Grüße
Christian
Wir werden sein wie die Träumenden…, hat er uns ja schon früh mitgeteilt. Der religiöse Verstand kann das nicht verstehen, aber Christentum ist keine Religion, es ist :der lebendige Gott in uns, wir sind eine neue Spezie, nicht von dieser Welt, erfüllt mit dem Heiligen Geist, die Kraft Gottes, gesalbt und berufen, in seinem Namen zu herrschen! Gloorry!