Immer mal wieder schreiben mir Leute eine Email mit unterschiedlichen Fragen. Da dachte ich, dass vielleicht noch andere dieselben Fragen haben bzw. an meiner Antwort interessiert sind. Daher werde ich immer mal wieder ein paar Email-Antworten posten. Ziemlich unbearbeitet, frei nach dem 80:20 Prinzip: Lieber schnell als gar nicht.
Wieso gibt’s die Gabe der Heilung, wenn Jesus doch jeden seiner Jünger dazu ausgesandt hat?
Zu der Heilungsgabe macht es Sinn, sich Gaben generell anzuschauen.
Wir haben meines Erachtens zu sehr „Der Geist gibt wem er will“ (1.Kor 12,11) im Kopf und sagen dann: Ich hab die und die Begabung einfach nicht.
Dagegen stehen für mich zwei Sachen:
1. Zum einen :
Bemüht euch um die Gaben des Geistes (Elberfelder übersetzt Eifert nach), am meisten aber um die Gabe der prophetischen Rede! 1,Kor 14,1
Wieso sollen wir uns um etwas bemühen bzw. sogar danach eifern, wenn es doch eh der Geist ist, der gibt wie er will?
Prophetische Rede ist bei mir selbst ein ganz gutes Beispiel: Leute sagen zu mir manchmal, wenn ich von Worten der Erkenntnis spreche: „Du hast einfach eine prophetische Begabung, ich habe sie nicht.“
Dann erzähle ich immer, wie das bei mir war: Ich hatte die Gabe Null! 0,0000 ! Aber dann habe ich das gelesen und mich danach ausgestreckt. Gott darum gebeten, zu mir für andere zu sprechen, Bücher dazu gelesen, Talks dazu gehört, Videos reingezogen und dann zaghafte Schritte gemacht. Mit der Zeit gewinnt man mehr Vertrauen zu dem, was man da wahrnimmt.
Würde ich aber jetzt sagen, dass ich eine ausgeprägte prophetische Gabe habe? Nein, absolut nicht, da kenn ich ganz andere.
Mit anderen Worten: Ich habe mich ausgestreckt nach etwas, das ich nicht hatte. Und habe mich nicht zurückgelehnt und gesagt: „Es ist ja eh der Geist, der gibt wie er will, das ist einfach so“, sondern eben getan, was ich tun konnte und Dinge vorsichtig ausprobiert, hier und da mal ein Wagnis eingegangen.
2. Für den zweiten Teil der Antwort zitiere ich mal aus einem Interview mit Curtis Sergeant, das ich mit ihm im Oktober gemacht habe (erscheint im nächsten Brennpunkt Gemeindegründung, dann sicher auch hier auf dem Blog), dem ich voll zustimme:
D: Manche Menschen wenden ein, dass wenn du wirklich darauf abzielst, dass sich jeder Jünger reproduziert, dann übersiehst du, dass nicht jeder auf dieselbe Art und Weise begabt ist.
Curtis: „Ja, dem stimme ich nicht zu. Ich betrachte geistliche Gaben so, dass alle geistliche Gaben mit dem zusammenhängen, das wir alle eigentlich tun sollten. Zum Beispiel habe ich nicht die Gabe der Heilung, aber ich soll trotzdem für Kranke beten. Und manchmal heilt Gott dadurch. Ich habe auch nicht die Gabe des Gebens, aber ich soll trotzdem großzügig geben. Ich habe auch nicht die Gabe der Evangelisation, aber ich soll trotzdem meinen Glauben mit anderen teilen. Ich habe auch nicht die Gabe der Zungenrede, aber ich soll trotzdem anbeten, was ja die primäre Ziel dieser Gabe. Es gibt eine Menge Gaben, die ich nicht habe, aber ich habe trotzdem eine Verantwortung in diesen Bereichen.
Nun, wenn ich aber eine Gabe in einem Bereich habe, soll ich meinen Fokus mehr auf diesen Bereich legen, ich soll mit dieser Gabe zu haushalten. Aber das lost mich nicht aus der Verantwortung aus den ganzen anderen Bereichen. Nein, nicht jeder hat die Gabe der Lehre oder eine apostolische Gabe oder was auch immer. Aber sie haben immer noch Verantwortung in diesen Bereich. Es wird nicht der Hauptfokus ihres Dienstes sein, aber sie sollen immer noch darin aktiv sein.
Nur weil ich nicht die Gabe des Gebens habe, kann ich nicht sagen: “Oh, ich muss also nicht geben.” Natürlich soll ich regelmäßig geben. Ich soll großzügig geben. Jeder soll diese Dinge tun.
Die Aufgabenbeschreibung eines Jüngers ist es, Jünger zu machen. Darüber reden wir letztlich.
Die Frage für mich ist eher, was ist dein Stil, wie du Menschen zu Jüngern machst. Das wird sicher abhängig von deinen Gaben sein, aber dass wir es tun sollen, steht fest.“
Von daher zur Frage der „Gnadengaben der Heilungen“ (1.Kor 12,9):
Ja, es scheint sie zu geben. Die Leute, die ich kenne und die regelmäßig für Kranke beten bzw. Kranke im Namen Jesu „heilen“, sagen meines Wissens alle nicht, dass sie sie haben. Woran würde man sie auch erkennen? An der höheren Heilungsquote? Hmm, vielleicht, aber bei 100% wird sie dann sicher auch nicht liegen. Du merkst, dass das Abgrenzen hier nicht leicht ist.
Ja, es scheint sie zu geben. Die Leute, die ich kenne und die regelmäßig für Kranke beten bzw. Kranke im Namen Jesu „heilen“, sagen meines Wissens alle nicht, dass sie sie haben. Woran würde man sie auch erkennen? An der höheren Heilungsquote? Hmm, vielleicht, aber bei 100% wird sie dann sicher auch nicht liegen. Du merkst, dass das Abgrenzen hier nicht leicht ist.
Von daher halte ich mich persönlich an Johannes 14,12:
Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe.
Ich glaube, dass Jesus heute noch heilen und bete daher dafür. Habe ich eine 100%ige Erfolgsquote? Weit gefehlt, aber erstens bete ich mehr für Heilung, seitdem ich überzeugt bin, dass Jesus es will, und zweitens ist sicher auch meine „Erfolgsquote“ höher. Woran das liegt? Weiß ich nicht genau, ich kann auch damit leben, es nicht zu wissen. Manches bleibt ein Geheimnis. Jesus hat seinen Jüngern den Auftrag gegeben, ich sehe an ihm, dass es der Wille Gottes ist, zu heilen, also folge ich seinem Auftrag.
Da ich die prophetische Rede angesprochen habe: Ich fand das Buch „Alle können prophetisch reden“ von Steve Thompson zu dem Thema hilfreich. Da hab ich eine Menge gelernt, auch wenn mir manches etwas fremd war, aber ich hatte davon ja auch wenig Ahnung.
Ich sehe gerade, dass die Neuauflage gerade nicht verfügbar ist, hier gibt die erste Auflage gebraucht, hier in als Kindle Version in englisch.
Hey David! :-)
Das ist echt interessant… die Beobachtung teile ich: Selbst meine krassesten Vorbilder sprechen nicht von einer „Gabe“, sondern hatten immer einen Weg… erste Schritte im Glauben gewagt und Gott hat es (manchmal nach Jahren erst) mehr und mehr gesegnet.
Was würdest du davon halten, wenn man es andersrum betrachtet – dass sobald du jemanden heilst / großzügig gibst / prophetisch redest Gott in dir mit „der Gabe“ wirksam ist? Also statt dass nur wenige wirklich „DIE GABE“ haben, ALLE die Gabe haben (es ist doch immer Gott der heilt) – nur in unterschiedlichem Maß?
Wie wäre es wenn wir statt abzustreiten, dass wir die Gabe haben, dem der fragt sagen „Ja, und du hast sie auch – nur weißt du es noch nicht?“ Das wäre motivierender – aber theologisch korrekt?
Einen lieben Gruß!
Marvin
Hallo Marvin,
schön, mal wieder von dir zu hören. Hoffe, es geht dir gut.
Ich glaube, dass wir theologisch mit der Spannung leben müssen, dass Paulus zum einen in 1.Kor 12 mit dem Bild des Leibes in Verbindung mit den Gaben impliziert, dass nicht jeder jede Gabe hat, auf der anderen Seite aber in 1.Kor 14 ermutigt, sich um Gaben zu bemühen, die man noch nicht hat.
Es ist wie so oft: Nicht auf der einen und nicht auf der anderen Seite des Pferdes runterfallen, sondern reiten!
Liebe Grüße
David
PS: Wir wollten immer noch mal einen Kaffee zusammen trinken, melde dich, wenn du mal wieder in (Nord-)Deutschland bist.
Hallo David,
was mir bei diesen Fragen geholfen hat, war die Übersetzung nach Elberfelder in 1. Korinther 12,9: „einem anderen aber Gnadengaben der Heilungen (gegeben)“.
Da steht nicht Gabe der Heilung, sondern die Mehrzahlform. Es scheint mir vielfältige Gaben der Heilungen zu geben. Dies sieht nach verschiedensten Spezialisierungen aus. Einige sind besonders begabt, in Jesu Namen schwerst Depressive zu heilen, andere Personen mit Knochenverkrümmungen, wieder andere begabt bei Menschen mit Autoimmunkrankheiten, etc., etc.
So wie es in der Medizin Spezialisierungen gibt, sehen wir dies auch im Geistlichen.
Ist jeder Jesus-Nachfolger beauftragt und bevollmächtigt, das Evangelium zu verkündigen und Kranke zu heilen? Ja, auf jeden Fall! Er darf damit rechnen, dass Gott ihm Gelingen schenkt!
Hat jeder die Gabe zu Krankenheilungen? Nein! Nicht jeder ist ein Spezialist auf diesem Gebiet!
Ist jeder Arzt ein Chirurg? Nein! Er kann auch Onkologe sein oder ein Spezialist auf Dutzend anderen Gebieten. Hingegen: Ist jeder Chirurg ein Arzt? Hoffentlich!
Daniel!
Schön, dich hier zu lesen. Danke für deinen Input. Die Mehrzahlform ist mir auch schon aufgefallen, konnte mir bisher aber keinen Reim drauf machen. In Richtung „Spezialisierung“ habe ich bisher noch nicht gedacht, aber wenn ich den Zusammenhang mit Glauben mit in die Überlegung hinein nehme (und diesen Bezug sehe ich bei Heilung stark), dann könnte das passen. Für bestimmte Dinge habe ich viel größeren Glauben als für andere Dinge, die Resultate sind meist parallel. Paulus redet in Römer 12,3 ja auch von dem Maß des Glaubens.
Mag gut sein, dass hier ein Zusammenhang besteht. Na, ich denke nur laut.
Danke auf jeden Fall für deine Gedanken!
Liebe Grüße nach Basel!
David