Im Interview mit Curtis kam das Thema schon einmal auf: Gehorsam.
Das Wort löst in den meisten direkt Ablehnung aus: Das klingt ja nach Gesetzlichkeit. Gott hat uns doch zur Freiheit berufen.
Hat er (Galater 5,13), aber wer diesen Satz von dem zweiten Halbsatz löst („Nur gebraucht nicht die Freiheit als Anlass für das Fleisch, sondern dient einander durch die Liebe!“), übersieht den engen Zusammenhang von Freiheit und Gehorsam.
Aber lassen wir Jesus selbst reden:
Jeder nun, der diese meine Worte hört und sie tut, den werde ich mit einem klugen Mann vergleichen4, der sein Haus auf den Felsen baute;
Matthäus 7,24 Elberfelder ÜbersetzungWenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten.
Johannes 14,15 Elberfelder Übersetzung
Ich glaube aber, dass wir in den klassischen Gemeindesystemen zum Ungehorsam trainiert werden.
Wie komme ich dazu?
Ganz einfach: Jeden Sonntag hört der regelmäßige Gottesdienstbesucher eine Predigt. Und wenn der Prediger seine Predigt auch praxisnah gestaltet hat, dann gibt er am Ende auch Tipps zur Anwendung (in vielen Predigten, die ich gehört habe, fehlte selbst das), vielleicht gibt es am Ende ein Appell, eine Einladung, eine Aufforderung, etwas zu ändern, etwas zu tun oder irgendwie das Gehörte in die Praxis umzusetzen.
Und was passiert im Anschluss?
Am nächsten Sonntag passiert genau dasselbe!
Fragt irgend jemand nach, ob ich was umgesetzt habe? Nein, es geht einfach weiter im Text.
Und was lehren wir dadurch – indirekt und ohne es zu wollen, aber dadurch nicht weniger effektiv?
Wir lehren, dass es völlig okay ist, sich warme, wichtige, theologische Gedanken zu machen, ohne jemals etwas davon in die Praxis umzusetzen.
Unterschwellig wird damit gelehrt, dass Wissen besser ist als praktisches Umsetzen. Wir kennen uns gut aus in der Bibel. Wie stark wir die Dinge umsetzen, ist dabei zweitrangig.
Und so trainiert uns das klassische Gemeindesystem zum Umgehorsam.
Francis Chan karikierte diese Tendenz bei der letzten Verge-Konferenz, hier das Video.
Für diejenigen unter uns, denen englisch ein bisschen Mühe macht:
Francis vergleicht das amerikanische Spiel „Simon Says“ (so ähnlich wie unser deutsches Spiel Kommando Pimperle oder auch hier ein lustiges Video dazu, ab Minute 2:12)
Kurzübersetzung:
Wenn Jesus etwas sagt, muss man das nicht tun, man muss es auswendig lernen.
Wie viele Gemeinden machen wirklich Jünger?
Wenn ich meiner Tochter sage „Geh und räum dein Zimmer auf.“, dann kommt sie nicht 2 Stunden später zu mir und sagt: Ich hab das auswendig gelernt, was du gesagt hast.
Meine Freunde kommen vorbei und wir werden studieren, wie es aussehen würde, wenn ich mein Zimmer aufräumen würde.
Hallo,
guter Artikel, der Videolink hat mir gut gefallen!
Da nützt es auch nichts, wenn man sich einfach im kleineren Rahmen (z.B. zuhause) trifft und sich „organische Gemeinde“ nennt, wenn man es doch wieder genauso macht. Es geht nicht um die Form, sondern um ein anderes Denken.
LG Regine
Hallo David!
Ich debke nicht, ob diese These zum „Ungehorsam“ stimmt. Diese Mentalität gibt es tatsächlich in vielen Gemeinden, aber nicht in allen. Grundvorraussetzung muss der eigene, lebendige Glaube jedes Gläubigen sein und die Ehrfurcht vor Gott. Wo jedoch diese geistliche Sicht fehlt und die Gemeinde(leitung) Gott selbst auch nicht ernst nimmt (z.B. Gemeindezucht ausübt bei Geschwistern, die offensichtlich sündigen) – warum sollte man da Gott ernst nehmen? Es ist kein Problem der Struktur – es ist ein Problem derer, die sich Christen nennen und die Bibel nicht ernst nehmen.