In unserer Reihe praktischer Schritte, wie man organische Gemeinden gründet, geht es heute um:
Orte & Personen
Zunächst wieder die beiden betreffenden Textstellen:
Diese zwölf sandte Jesus aus und befahl ihnen und sprach: Geht nicht auf einen Weg der Nationen, und geht nicht in eine Stadt der Samariter; geht aber vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel!
Matthäus 10,5-6Nach diesem aber bestimmte der Herr siebzig andere und sandte sie zu je zwei vor seinem Angesicht her in jede Stadt und jeden Ort, wohin er selbst kommen wollte.
Lukas 10,1 (beide Revidierte Elberfelder Bibel)
Jesus sandte seine Jünger aus und zwar spezifisch: Einmal sollten die Jünger ganz speziell zu den Juden gehen (obwohl die Nationen später in der Apostelgeschichte ja genauso in den Blick kamen) und zum anderen schickte Jünger in die Orte, in die er selbst noch gehen wollte.
Mir geht es hier nicht um die heilsgeschichtliche Dimension (Jesus zunächst zu den Juden gesandt) oder um die unterschiedlichen Ausrichtungen der beiden Evangelien, mir geht es darum, eins zu unterstreichen:
Jesus sandte seine Jünger mit konkreten Angaben aus
Genauso wie Jesus seinen Jüngern konkrete Anweisungen gab, wohin sie gehen sollten, glaube ich, dass Jesus auch uns heute sehr konkret sendet: Hin zu bestimmten Orten oder zu bestimmten Personen. Ich glaube, dass wir uns ebenfalls sehr konkret von Jesus sagen lassen sollten, wohin er uns sendet.
Zwei Beispiele aus meinem Leben:
Nachdem wir hier nach Hamburg-Bergedorf gezogen waren, traf ich mich mit einem Pastor einer Freikirche hier und fragte ihn nach sozialen Brennpunkten in unserem Stadtteil. Er nannte mir Bergedorf-West, einem Viertel, das genau an unser eigenes Wohngebiet angrenzt. Zusammen mit einem Freund fing ich an, Gebetsspaziergänge in dem Viertel zu machen und irgendwie bestätigte sich in mir das Gefühl: Hierhin bist du gesandt. Definitv ein Ort, hier leben ganz unterschiedliche Menschen, Altersklassen, mit sozialen wie nationalen Unterschieden, aber die Not ist groß. Und ich weiß: Hierhin bin ich gesandt, hier beten wir für Personen des Friedens, die ihren Oikos (ihr Beziehungsnetzwerk) für Jesus öffnen (mehr kommt zu Personen des Friedens später noch in der Serie).
Das andere Beispiel betrifft eher eine Personengruppe, auch wenn ein Ort ebenfalls wichtig ist:
Ich habe ebenso das Gefühl, dass ich mich dafür einsetzen soll, dass unter Studenten eine Jesusbewegung geschieht. Natürlich spielt da der Unicampus eine große Rolle, aber eben nicht nur, Studenten treffen sich an ganz verschiedenen Orten. Und auch hier bin ich dabei, mit anderen Leuten zu connecten, um zu sehen, wie wir dieselben Schritte (wie hier in der Serie beschrieben) umsetzen können. Auch hier ist die Ernte groß, aber es gibt zu wenig Arbeiter.
Natürlich sind wir immer zu unseren Freunden, Bekannten und Verwandten gesandt, das ist für mich immer selbstverständlich, ich glaube aber, dass wir ebenfalls gesandt sind. Mehr dazu in meinem Post zu normalen und apostolischen Beziehungen.
Wenn man weiß, zu wem man konkret gesandt ist, kann man konkretere Schritte machen und genau darauf kommt es an: Jesus möchte, dass wir sehr konkret zu Menschen oder in Orte gehen, zu denen er uns gesandt hat.
Wenn du also noch nicht genau weißt, wen Gott dir auf’s Herz gelegt hat, zum wem er dich gesandt hat, dann frag ihn. Ich bin mir sicher, er wird es dir sehr konkret klar machen: Manchmal ist es ein bestimmter Stadtteil, manchmal sehr konkret deine Kollegen bei der Arbeit, manchmal ist eine Nationalität, manchmal sind es die Kinder, die in deiner Straße spielen. Halte Gott dein Herz hin und lass dich senden.
Hmm.
Seltsamerweise scheint es einen Konsens zu geben, dass wir Christen Gemeinden gründen sollen. Wo steht das?! Wie wr das noch mal: JESUS baut seine Gemeinde, ach ja…
Wir haben als Christen von Jesus nicht den Auftrag bekommen, selber Gemeinden zu gründen, sondern in den Werken Jesu zu wandeln, also das Evangelium zu verbreiten, Kranke zu heilen, Dämonen auszutreiben, Gebundene frei zu setzen. Wenn wir statt dessen unsere Country Clubs gründen, egal, wie edel die Vorsätze waren, vertreiben wir den Geist, der nur in Freiheit wirken kann.
Gemeinde ist, was passiert, wenn wir als Christen Jesu Beispiel folgen und in seinen Werken wandeln. Als Umkehrschluss verhindert organisierte, geplante Gemeinde, dass Menschen in die Werke Jesu kommen.
Versteh mich nicht falsch, ich finde, dass der Ansatz der organischen Gemeinde schon wirklich sehr gut ist, mir missfällt nur, dass man versucht, etwas zu reformieren, was zutiefst heidnisch ist; als würde man versuchen, die Legende des Osterhasen mit der Kreuzestat Jesu zu kombinieren.
Gemeinden sind nicht undbedingt ansich schlecht, allerdings nimmt die Gemeinde in Anspruch, dass der Ort/Raum, in dem „Christliches“ praktiziert wird, die Gemeinde sein muss (bzw. den „Segen“ der Gemeinde braucht), sieht sich selber also nicht als optionale Veranstaltung oder Verein, sondern ein jeglicher Christ hat, nach Eigenverständnis, in einer Gemeinde zu sein.
Dieses Verständnis ist es, das bekämpft werden muss, vor allem, weil wir unter dem Wort Gemeinde (Kirche???) etwas völlig anderes definieren, als das, was die Bibel über Gemeinde sagt.
De facto ändert also auch die „organische Gemeinde“ daran nichts, sie bietet nur eine weitere Option im Denominationsdschungel. Eine Weniger Schreckliche Gemeinde, weniger bevormundend, weniger organisiert.
Erst, wenn verstanden wird, dass man Gemeinden nicht gründen kann, sondern Gemeinde das Produkt davon ist, dass wir authentisch unser Christsein in die Praxis unsetzen, werden wir das haben, was die Bibel als Leib Christi bezeichnet, koinonia, Gemeinschaft. Zumindest solange, bis wir auch dort wieder nach einem König rufen und Jesus wieder entthronen. Prost!
Lass uns mal schnacken…
Hallo Stefan,
schön, dich hier zu lesen. Ich glaube, du hast noch nicht ganz verstanden, was ich hier meine.
Ich glaube, wir gehen sehr stark in eine Richtung. Ich betone den Missionsbefehl und Mission als prägendes Element.
Du wirst hier nirgendwo Gemeinde Jesu als Ort oder Raum finden. Dieses „Ich gehe zur Gemeinde“ ist völlig unbiblisch.
Wenn wir zu Jüngern machen (und das hat ein sehr strategisches Element, sprich: Da stolpert man nicht einfach so rein), dann geschieht Gemeinde. Das hört sich ziemlich deckungsgleich mit deinem letzten Absatz an.
Gern schnacken wir mal. Ruf an oder mail mal.
Lieben Gruß aus Bergedorf.
David
hi David,
ich habe das selbe Problem mit dem „zu Jüngern machen“ wie mit der Gemeinde. Der Film, der in unseren Köpfen abläuft, und das beweisst die art, wie christliche Mission idR abläuft, ist geprägt von Ideen und Vorstellungen, aber nicht von der Bibel.
Ich kann mir Mission nicht losgelöst von Gemeinschaft vorstellen. Die Frage ist also nicht, was kommt zu erst, sondern man muss sich erst mal den Kopf wieder frei machen von falschen Klichees und Mustern. Das „zu Jüngern machen“ ist für mich inzwischen zu einem Synonym von geistlichem Missbrauch unter gutem Vorwand. Zu schnell wird es zu einem „zu MEINEM Jünger machen“ bzw. zu einem lediglichen Abgleich „biblischen Wissens“.
Ich sehe z.B. Mission weniger als eine aktive Sache, als Glauben. Hier muss der Paradigmenwechsel passieren: während meist der Glaube etwas „privates“ ist, genährt durch passives Wissen aneignen und -abnicken, sehen wir Mission als ein aktives nach den Menschen ausstrecken. Oder aus Sicht der Heiden wohl eher ein Nach dem Seelen greifen. Wenn aber der Glaube als etwas Aktives begriffen wird (joh. 14:12 Wer an mich glaubt, wird meine Werke tun, und noch größere…), ist Mission die Konsequenz, also etwas, das ohne unser Zutun passiert, weil sich Menschen von uns angezogen fühlen.
Mal ernsthaft, Jesu Jünger waren keine Hells-Angels-Schlägertruppe, die für den Meister die Menschenmassen zusammen getrieben haben, damit er sie bekehre. Genau genommen haben sie eher versucht, ihn vor den Leuten in Schutz zu nehmen (haut ab, ihr Kinder!!!), während er über sie Erbarmen hatte. Um dann in unverständlichen Parrabeln zu sprechen…
Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir erst etwas brauchen, ein attraktives Leben in Christus, damit Mission wieder ein „ernten“ und kein „jagen“ ist.
Meine Frau sagt immer, dass sie sich wünscht, dass Menschen in unser Geschäft kommen und fragen, ob sie hier auch ihr Leben Jesus geben können. Ich mag ihre Vision…
Hallo Stefan,
deine Frau hat eine tolle Vision und natürlich brauchen wir ein attraktives Leben mit Jesus, eine Liebe zu Jesus, von dem wir die Liebe und das Herz für Menschen bekommen, die ihn noch nicht kennen (vgl. Matthäus 9,36).
Wenn ich deine Zeilen lese, lese ich eine Abneigung gegen die Bilder, die du bei Themen wie „zu Jüngern machen“ oder „Mission“ im Kopf hast. Wer sagt, dass ich in diesen Bildern denke? Wenn „zu Jüngern machen“ ein Synonym für „geistlichen Missbrauch“ wäre, dann tun mir die Leute Leid, die dieses erlebt haben.
Kenne nicht genau die Bilder, die du im Kopf hast oder in den Köpfen anderer siehst, aber Jesu Auftrag steht: Wir sollen Menschen zu Jüngern machen (Mat 28). Natürlich zu Jüngern Jesu und nicht zu Jüngern von uns, das ist völliger Schmarrn. Und dass es bei Glauben nicht um Ansammlung von passivem Wissen geht, ist völlig klar. Im Post Zum Ungehorsam trainiert kannst du lesen, was ich dazu denke.
Zum Thema Mission: Mission bleibt etwas Aktives und Strategisches: Jesus war das auch: Lies nur mal den ersten Vers in Lukas 10: Er schickte die Jünger in jede Stadt, in die er selbst noch kommen sollte. Da lese ich keine Zufälligkeit und auch kein: „Die werden schon alle kommen, wenn sie hören, wer ich bin und wie toll/gut/attraktiv ich bin.“
Und natürlich ist es ein „Sowohl als auch“: Ich differenziere ja auch zwischen normalen und apostolischen Beziehungen.
Soviel mal.
Darf ich einen Wunsch äußern? Entspann dich, lies in aller Ruhe und versuch zu sehen, was gemeint ist und nimm nicht sofort an, dass ich mit bestimmten Begriffen das meine, was du als Negativbild im Kopf hast. Und natürlich freue ich mich über Anteilnahme über Kommentare und gute weiterführende Diskussionen.
LG!