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Egal wo ich über Bewegungen spreche, höre ich fast immer mehr oder weniger dieselbe Reaktion: „Wir freuen uns darüber, dass solche Bewegungen in China, Indien, Afrika oder Südamerika passieren, aber wir glauben nicht daran, dass solche Bewegungen auch im Westen passieren können.“

Im letzten Jahr war noch einmal Ying Kai zu Besuch hier in Hamburg. Er erzählte bei einem Frühstück mit Leitern aus Hamburg seine Geschichte und von den Erfahrungen aus China. Auch dort gab es wieder sehr ähnliche Reaktionen: „Wirklich toll, aber sowas passiert ohnehin nicht in Deutschland.“

Und so bleibt meist alles beim Status Quo. Mein Herz wird dann oft sehr schwer und ich frage mich, wann ich wohl den ersten Gary Stump Deutschlands treffen werde.

Gary ist einer meiner persönlichen Helden.

Gary gründete 2001 eine neue Gemeinde in den USA. In den darauffolgenden 10 Jahren (2001-2011) tauften sie in dieser Gemeinde 1000 Leute, womit diese Gemeinde zu den 1% der erfolgreichsten Gemeinden in den USA zählte. Im Jahr 2011 erschien dann das T4T Buch, das die Geschichte von Ying Kai erzählt. Ying & Grace Kai durften erleben, wie durch ihren Dienst eine Bewegung entstand, in der im selben 10-Jahres-Zeitraum 1,7 Millionen Menschen getauft wurden. Diese Geschichte überwältigte Gary. Er erkannte, dass Christen in Amerika gewöhnlich den Auftrag Jesu aus Matthäus 28, Menschen zu Jüngern zu machen, aufgegeben hatten und Wege gefunden hatten, diesen Ungehorsam weg zu erklären. Entschuldigend war dabei noch die Tatsache, dass die wenigsten Christen überhaupt eine Idee davon hatten, wie man zu Jüngern macht.

„In meinen 22 Jahren als Pastor habe ich zwar Christen ermutigt, herausgefordert, ermahnt, motiviert oder gar gescholten, Menschen zu Jüngern zu machen, aber ich habe nie gelehrt, wie man jemanden zu einem Jünger macht.“

Daraufhin bat Gary Gott um Vergebung und nahm sich vor, in der Folge jeden darin zu trainieren, wie man andere zu Jüngern macht. Er gab seine bestehende Gemeinde auf und startete komplett neu.

Wow, was für ein Vorbild! Da ist ein – für westliche Verhältnisse – äußerst erfolgreicher Pastor und ist offen dafür, alles, was er vorher getan hatte, zu hinterfragen und neu zu beginnen. Seine Frage war nicht „Kann das in den USA funktionieren?“, sondern seine Motivation war, endlich damit zu beginnen, Jünger zu machen, die fähig sind, auch andere Menschen zu Jüngern zu machen.

Inzwischen sieht Gary in seinen eigenen Worten „Menschen zahlenmäßig zum Glauben kommen, wie ich es noch nie in meinem Dienst gesehen habe.“ Ende 2013 hatten sie über 200 T4T-Gruppen mit etwa 1000 Teilnehmern, etwa 50% davon waren noch nicht bekehrt. Von Januar bis Dezember 2013 bekehrten sich etwa 300 Menschen zu Jesus, sie haben inzwischen Gruppen in der fünften Generation.

„Vermutlich an erster Stelle lerne ich, dass der Missionsbefehl wirklich funktioniert, wenn wir ihn umsetzen. Einen Kommentar, den ich so oft von meinen Pastorenkollegen höre, wenn wir über Jünger machen sprechen, ist: ‚Das ist vielleicht in China oder woanders auf der Welt passiert, aber das kann nicht in den USA funktionieren.‘ Ich bin mittlerweile zu alt, solch Dummheit zu tolerieren, daher sag ich frei raus: ‚Wenn du mir sagst, dass T4T nicht in den USA funktioniert, dann sagst du eigentlich nichts anderes als, dass der Missionsbefehl Jesu in den USA nicht funktioniert, da T4T eigentlich nur ein Prozess ist, um den Missionsbefehl in die Tat umzusetzen.’“

Wie sehr sehne ich mich nach dem ersten Gary Stump Deutschlands. Wann kommt ein Pastor und stellt sich die ähnlichen Fragen, hinterfragt den bisherigen Ansatz (für sich) und fängt noch einmal komplett neu an?

Dank solcher Leute wie Gary (und anderen) gibt es inzwischen einige Bewegungen in den USA, in denen Jünger, Gruppen und Gemeinden sich über die vierte Generation hinaus multiplizieren, obwohl das dort doch eigentlich nicht gehen kann.

Beten wir dafür, dass sich noch mehr solcher Gary Stumps auch in Deutschland von Gott berufen lassen.

Quellen: Mission Frontiers Magazin März/April 2014, movements.net und onwardchurch.org