So, nachdem der Oktober bei mir extrem voll war, was schon abzusehen war, ist mittlerweile genug Ruhe eingekehrt, dass ihr wieder regelmäßiger mit Beiträgen von mir rechnen könnt.

Heute starte ich mit der ersten Folge der guten Nachricht. Erste Folge deshalb, weil ich glaube, dass das Evangelium mehrere Aspekte beinhaltet, die ich definitiv nicht alle in einem Post behandeln kann (dieser hier wird schon lang). Deshalb fange ich heute mit dem meines Erachtens fundamentalsten Punkt an. Nach meiner bisherigen Einschätzung werde ich mich in den Posts danach mit den Einwänden beschäftigen, die oft daraufhin gestellt werden. Daher schon jetzt die Einladung, mir entweder per Kommentar, per Email oder Facebook-Nachricht eure Rückfragen zu schicken. Ich will gerne versuchen, auf alle Fragen einzugehen. Ein paar kenne ich schon. :-)
Und im Anschluss daran plane ich, Schritt für Schritt die anderen Punkte zu erläutern, die die gute Nachricht eben auch noch enthält. Daher: Enjoy the ride. Schön, dass du dabei bist.

Da ich diesen Post in Anlehnung an eine Predigt, die ich vergangenen Sonntag gehalten habe, verfasse, werden den regelmäßigen Lesern hier einige Punkte in der Hinführung bereits bekannt vorkommen, aber so eignet sich dieser Post eben auch als guter Einstieg für Neulinge.

Anvica - cc

Quelle: Anvicacc

Da das Thema Movements des Evangeliums der Gnade mein Herzensthema ist, steige ich bewusst mit einem ungewöhnlichen Text (Apg 3-4) ein:

Als Petrus und Johannes zur Gebetsstunde in den Tempel gingen, bat sie ein Lahmgeborener am schönen Tor um Almosen. Petrus blickte ihn zusammen mit Johannes an und sprach:

Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher!
Apg 3,6

Der Lahmgeborene wurde geheilt und sprang umher und lobte Gott.
Den Pharisäern passte das gar nicht, dennoch wussten sie nicht genau, was sie tun sollten, denn das Wunder war nicht zu leugnen. Schließlich geboten sie Petrus und Johannes, nicht weiter über Jesus zu reden oder zu lehren.

Daraufhin antworteten die beiden:

Es ist uns unmöglich, von dem, was wir gesehen und gehört haben, nicht zu reden.
Apg 4,20

Dieser Satz hat mich irgendwann gepackt und nicht mehr losgelassen. Es war Petrus und Johannes unmöglich, nicht von dem zu reden, was sie gehört und gesehen hatten. Sie konnten nicht schweigen!

Wie ist die Welt heute doch auf den Kopf gestellt? Nach meiner Wahrnehmung können Christen eins extrem gut: Über ihren Glauben an Jesus schweigen. Es fällt uns in der Regel total leicht, nicht von Jesus zu reden. Da müssen wir uns gar nicht anstrengen, um das hinzubekommen.

Wenn aber die Jünger nicht davon schweigen konnten, woran lag das? Die Antwort steckt meines Erachtens im Vers selbst:

Sie konnten nicht schweigen, von dem zu reden, was sie gesehen und gehört hatten.
Was sie gesehen und gehört hatten, hatte sie gepackt, ließ sie nicht los, es war ihnen unmöglich, davon nicht zu reden.

Stellt sich die Frage: Was haben die Jünger denn gesehen und gehört, das wir nicht gesehen und gehört haben?

Denn das ist mein Umkehrschluss:
Da es uns so leicht fällt, davon zu schweigen, haben wir noch gar nicht das gehört und gesehen, was die Jünger gesehen und gehört haben.

Wovon konnten die Jünger nicht schweigen?
Von Jesus, vom Evangelium! Von der guten Nachricht. Diese Nachricht hatte sie gepackt, sie mussten sie weitergeben, mit allem, was dazu gehörte.
Aber welche gute Nachricht hatten sie gehört, welche hatten sie gesehen?

Ich wiederhole mich hier gern: Ich bin davon überzeugt, dass eins der größten Probleme der Gemeinde Jesu heute ist, dass die meisten Christen das Evangelium noch gar nicht gehört haben.

Fangen wir daher mal damit an, was vermutlich die meisten von uns antworten würden, wenn uns jemand fragt: „Was ist das Evangelium? Was ist die gute Nachricht?“

Vielen wird dieses Bild ein Begriff sein und viele von uns haben gelernt, das „Evangelium“ mit solch einem Werkzeug zu erklären:

bruecke

 Am Ende besagt diese Illustration, dass alle Menschen aufgrund ihrer Schuld, die wir alle seit Adam haben, vor Gott nicht als gerecht bestehen können und nur durch den Glauben an Jesus wieder Gemeinschaft mit Gott haben können.

„Und das soll falsch sein?“
Nein, das meine ich nicht. Sondern: Das, was diese Illustration aussagt, ist etwas, was wir glauben dürfen. Aber es ist eins nicht: Das Evangelium.
Zumindest lange und bei weitem nicht das ganze, komplette Evangelium. Die Tiefe und die Bedeutsamkeit der Guten Nachricht wird dadurch nicht mal ansatzweise getroffen.
Es ist bestenfalls ein super verkürztes, beschnittenes, zurechtgestutztes Minimalevangelium.

Am Ende will dieses Werkzeug wie auch ähnliche andere kurz und knapp die Frage beantworten, die schon der Kerkermeister von Philippi hatte:

Was muss ich tun, dass ich gerettet werde? (Apg 16,30)

oder die Frage des reichen Jüngling:

Was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen? (Mk 10,17)

Wenn wir die Fragen hören und dann das Evangelium als Antwort auf diese Fragen sehen, dann können wir zusammenfassen, dass das Evangelium die Frage beantwortet, was Menschen tun müssen, damit sie in den Himmel kommen, wenn sie sterben.

Das beinhaltet aber zwei Probleme:

Erstens verkürzen wir das ewige Leben bzw. die Rettung auf das Jenseitige, auf das Leben nach dem Tod.
Dabei sagt Jesus ganz klar und deutlich:

Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. (Johannes 17,3)

Zweitens sagen wir damit, dass das Evangelium etwas ist, das eigentlich nur für Leute interessant ist, die noch nicht an Jesus glauben.

Denn die Christen kennen dieses Bild ja schon, von dem wir ausgehen, dass es das Evangelium ausdrückt, sie glauben ja bereits an Jesus.

Wenn das Evangelium also wirklich nur die Mindestvoraussetzung wäre, was wir tun müssen, um nach unserem Tod in den Himmel zu kommen, dann müssten die Christen in Rom, zu dem folgenden Wunsch von Paulus

Darum, soviel an mir liegt, bin ich willens, auch euch in Rom das Evangelium zu predigen. Römer 1,15

gedacht haben: Wirklich? Das Evangelium? Das kennen wir doch schon. Wir sind doch schon Christen. (Detaillierter gehe ich auf die Probleme der Evangelium-Weitergabe-Werkzeuge in dieser Reihe ein)

Und hier liegt ein Kernproblem:

Weil wir das Evangelium zu etwas gemacht haben, das letztlich nur am Anfang unseres Christseins von persönlichem Interesse für uns ist, beeinträchtigt das die Art und Weise, wie wir unseren Glauben leben, nachdem wir Christen geworden sind.

Was meine ich konkret?

Ich sehe unter Christen extrem weit verbreitet eine Art von Glauben, in dem ich vor ein paar Jahren noch selbst noch mitten drin steckte.

Ich nenne ihn:

Gänseblümchen-Glauben

Was meine ich damit?

Einen: „Er liebt mich, er liebt mich nicht“-Glauben

Wenn ich etwas falsch gemacht habe – dann denke ich: Er liebt mich nicht.
Dann bekenne ich meine Sünden, er vergibt mir, ich bin wieder eng bei ihm und er liebt mich wieder.
Dann halte ich mal eine Zeit lang nicht regelmäßig Stille Zeit: also er liebt mich nicht.
Dann kehre ich wieder um – dann liebt er mich wieder.
Dann falle ich über eine Sünde – und er liebt mich wieder nicht.
Dann bekenne ich meine Schuld, erhalte Vergebung – und er liebt mich wieder.
Und so weiter.

Wir denken, dass unsere Sünde uns von Gott trennt, dass sich Gott von uns abgewandt hat, dass er ärgerlich ist.
Wie oft haben wir Bilder im Kopf von Gott, dass er den Kopf schüttelt, die Stirn kräuselt, die Arme verschränkt, seufzt und sagt: Wie oft will er denn noch hinfallen, wann kriegt er das denn endlich mal geregelt?

Wir haben einen Gott vor Augen, der sich aufgrund unserer Sünden (ob Tatsünden, Gedankensünden oder auch Unterlassungssünden) von uns abgewandt hat.

Wir denken dabei meist an einen Vers, der „beim Evangelium erklären“ oft verwendet wird:

Wie eine Mauer steht eure Schuld zwischen euch und eurem Gott. Wegen eurer Vergehen hat er sich von euch abgewandt und hört euch nicht. (Jesaja 59,2)

Wir nehmen diesen Vers aus dem Alten Testament und beziehen ihn mal volle Kanne auf uns, wenn wir gerade etwas getan haben, was Gott nicht möchte bzw. etwas nicht getan haben, was wir eigentlich tun sollen. Und das obwohl Jesus doch einen neuen Bund gestiftet hat.

Und vielleicht denken wir dann noch an das 7.Kapitel aus dem Römerbrief, in dem Paulus zB schreibt:

Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Römer 7, 19

Und dann reißen wir einen weiteren Vers aus dem Kontext und denken an

Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit. 1.Joh 1,9

Also bekennen wir unsere Sünden wieder, um mit Gott im Reinen zu sein und dann das Gefühl zu haben, dass Gott uns wieder liebt.
Und weiter geht der Gänseblümchen-Glauben.

Und auch wenn wir das vielleicht nie so deutlich sagen würden: Letztlich glauben wir damit wirklich dem, was wir als das Evangelium benennen: Das Evangelium ist das, woran du glauben muss, wenn du Nichtchrist bist, um ein Christ zu werden. Danach hilft dir das Evangelium nicht wirklich weiter.
Danach musst du dich ganz heftig reinhängen, damit Gott auch weiterhin mit dir glücklich ist.

Du sollst Stille Zeit halten, den Gottesdienst nicht versäumen, nicht geizig sein, immer den Zehnten geben, vom Evangelium weiter erzählen, ja nicht den Glauben verleugnen, denn sonst stehst du ja in der Gefahr, dass Jesus dich vor Gott verleugnet, die Frucht des Geistes soll in deinem Leben sichtbar werden. Deinen Nächsten sollst du lieben, deine Talente nicht vergraben, sondern einsetzen und und und….
Und ja natürlich: Frucht bringen sollen wir auch, denn ein guter Baum trägt ja schließlich gute Früchte.

Und ja, niemand würde jetzt sagen, dass wir das aus unserer eigenen Kraft tun sollen, sondern durch die Kraft des Heiligen Geistes, aber wenn wir sie nicht tun, hmm, ja dann haben wir ein Problem, weil unsere Schuld uns ja von Gott trennt und wir nicht mehr gerecht vor ihm stehen.
Ja, natürlich sind wir aus Glauben gerechtfertigt, aber jetzt gilt es in Taten zu zeigen, dass wir es auch bleiben.

Und wisst ihr was?
Das Problem ist nicht neu. Es ist gaaaaanz alt.

Es hat nach der Kreuzigung Jesu nur gut 20 Jahre gedauert bis ein extrem ähnliches Problem sich bei den Christen eingeschlichen hat.

Und um es zu verdeutlichen: Wenn wir die Zeit vom Tod Jesu am Kreuz bis heute als einen Tag betrachten, dann hat es gerade mal eine Viertelstunde gedauert, bis die Leute ähnlich drauf waren:
Da waren die Galater: Die haben Jesus gefunden, haben geglaubt, dass er gestorben und auferstanden ist, sie wurden Kinder Gottes.
Und dann kamen die Judaisten, die sagten: Glauben ist richtig, aber jetzt müsst ihr bestimmte Tage befolgen, ihr müsst euch beschneiden lassen usw., um gerettet zu werden.

Und was sagt Paulus dazu? Der wird richtig fuchsig, daher einfach ein paar O-Töne von Paulus aus dem Galaterbrief:

O ihr unverständigen Galater! Wer hat euch bezaubert, denen doch Jesus Christus vor die Augen gemalt war als der Gekreuzigte?Seid ihr so unverständig? Im Geist habt ihr angefangen, wollt ihr’s denn nun im Fleisch vollenden?
Galater 3,1.3

Wenn aber auch wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas als Evangelium entgegen dem verkündigten, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: Er sei verflucht.
Wenn jemand euch etwas als Evangelium verkündigt entgegen dem, was ihr empfangen habt: Er sei verflucht!
Galater 1,8-9

Für die Freiheit hat Christus uns freigemacht.
Siehe, ich, Paulus, sage euch, dass Christus euch nichts nützen wird, wenn ihr euch beschneiden lasst.
Ich bezeuge noch einmal jedem Menschen, der sich beschneiden lässt, dass er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist.
Ihr seid von Christus abgetrennt, die ihr im Gesetz gerechtfertigt werden wollt.
Galater 5,1ff

Denn alle, die aus Gesetzeswerken sind, die sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun.
Dass aber durch Gesetz niemand vor Gott gerechtfertigt wird, ist offenbar, denn der „der Gerechte wird aus Glauben leben“. Das Gesetz aber ist nicht aus Glauben, sondern: „Wer diese Dinge getan hat, wird durch sie leben“
Galater 3,10-12

Wenn ein Gesetz gegeben worden wäre, das lebendig machen könnte, dann wäre wirklich die Gerechtigkeit aus dem Gesetz.
Galater 3,21

Wenn die Gerechtigkeit durch das Gesetz kommt, so ist Christus vergeblich gestorben.
Galater 2,21

Paulus wurde richtig deutlich: Also wenn ihr jetzt anfangen wollt, eure Gerechtigkeit vor Gott euch durch Befolgen von Gesetzen zu erarbeiten (oder zu erhalten), dann seid ihr von Christus abgetrennt und damit verpflichtet, jedes einzelne Gesetz zu halten. Das Problem dabei aber fasst Paulus im Römerbrief zusammen:

Aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden.
Römer 3,20

Wenn aber das Befolgen von Geboten, um gerecht vor Gott zu sein oder zu bleiben, aber am Ende in eine Sackgasse führt und nach Paulus ein anderes Evangelium ist:

Was ist denn dann das Evangelium?

Schön, dass du fragst. Wieder lasse ich gerne einfach Paulus sprechen:

Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart.
Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die da glauben. Denn es ist hier kein Unterschied: Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.
Römer 3, 21-24

So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.
Römer 3,28

Denn Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht.
Römer 10,4

Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus.
Römer 5,1

Aus ihm aber kommt es, dass ihr in Christus Jesus seid, der uns geworden ist Weisheit von Gott und Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung.
1.Korinther 1,30

Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.
2.Korinther 5,21

Christus ist unsere Gerechtigkeit! Wir sind im Buch des Lebens! Aufgrund unserer Taten? Nein, wir sind errettet allein aus Gnade durch unseren Glauben. Wir glauben, also ist Christus unsere Gerechtigkeit, wir sind im Buch des Lebens und nichts (!!!) bringt uns da wieder raus.

Genauso wie all unsere guten Taten bevor wir Christ wurden uns nicht gerecht machen konnten, genauso können uns all unsere Sünden, die wir noch tun, nachdem wir Christen geworden sind, uns ungerecht vor Gott machen: Christus ist unsere Gerechtigkeit!

Wie wirkt sich das praktisch aus?

Fangen wir wieder anders herum an: Wenn wir unser Gerechtigkeit in Christus, unsere Gerechtigkeit allein aus Glauben aus dem Blick verlieren, dann passiert es schnell, dass wir einen Vers lesen wie diesen:

An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Mat 7,16

Und dasselbe Spiel fängt von vorne an.
Wir sagen:

Ich will ja ein guter Baum sein, also strenge ich mich an gute Früchte zu tragen.

Dabei geht es nicht darum, was du tust. Es geht nur darum, was ER getan hat.

Du könntest als Christ ein Leben wie ein Heide leben, nur weil du nicht erkannt hast, wer du bist.
Und nicht weil du du eine verdorbene sündige Person bist.
Aber du schaust deine Sünden an und sagt: Das beweist doch, dass ich ein schlimme verdorbene und sündige Person bin.
Und schon hast du einen Grund mehr, warum du dich Gott nicht nahen solltest.

Dabei ist der einzige Grund, warum du tust, was du du tust, der, dass du nicht erkennst, wer du in Christus bist!

Wenn deine Frucht nicht zu dem passt, was für ein Baum du bist, was bedeutet das?
Dass dir nicht bewusst ist, was für ein Baum du bist.
Es geht nicht um die Frucht, es geht um den Baum!

Jesus sagt:

Entweder macht den Baum gut, dann ist seine Frucht gut, oder macht den Baum faul, dann ist seine Frucht faul, denn an der Frucht wird der Baum erkannt. Mat 12:33

Was aber bedeutet: „Macht den Baum gut“?

Jesus hat diesen Satz vor seinem Tod und seiner Auferstehung gesagt. Wenn wir diesen Satz aber von hinter dem Kreuz betrachten, dann bedeutet es: einen „Baum“ gerecht machen.

Mit anderen Worten:
Wenn du einem „Baum“ sagst: „Du bist gerecht, du bist großartig, du bist der Wille Gottes, du wurdest von Gott gepflanzt, du wurdest vorherbestimmt, zu leben und Frucht zu bringen“, dann entdeckt der Baum: „Wow, ich bin der Wille Gottes“ – und auf einmal ist der Baum gut.

Wir gehen nicht raus und versuchen gute Frucht zu tragen.
Wir werden gute Bäume und gute Bäume tragen gute Frucht.

Das ist ganz leicht, das ist nicht schwierig.

Wir haben im Garten einen alten Kirschbaum, jetzt im Sommer hat er massig Kirschen getragen.
Aber trägt der Kirschbaum Kirschen, um mir zu beweisen, dass er ein guter Kirschbaum ist?

Oder trägt er nicht viel mehr Kirschen, weil er ein guter Kirschbaum ist?

Wir versuchen, „gerechte“ Frucht zu tragen, um zu sagen: „Schau mal, ich bin wirklich gerecht“,
dabei dürfen wir erkennen, dass wir gerecht aus Glauben sind und nicht aus Werken. Und schon sind wir ein guter, ein gerechter Baum, der gute Früchte trägt.

Und Gott steht nicht mit verschränkten Armen da, oder gerunzelter Stirn oder mit schüttelnden Kopf, nein: Wenn, dann sieht er uns an und sagt: Siehst du nicht, zu was ich dich gemacht habe? Du bist gerecht aus Glauben, du bist ein guter Baum. Nur weil du nicht erkennst, wer du bist, welchen Wert du hast, lebst du ein Leben, das dir gar nicht würdig ist.

Paulus sagt so schön im Epheserbrief:

Denn aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott vorher bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.
Epheser 2:8-10

Wir sind gerettet aus Gnade, nicht aus unseren Werken. Und damit sind wir sein Gebilde, geschaffen, gemacht, zu guten Werken, die Gott schon für uns vorbereitet hat.
Wir sind gerecht in Christus und tragen als gerechter Baum daher gerechte Frucht.

Also gibt es jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.
Römer 8,1

Wenn also kein Gänseblümchenglaube, was dann für einen Glauben?

Einen, der an das glaubt, was Christus für uns getan hat und an das, was das darüber Gott sagt, wie sehr er uns liebt:

Foto: MartenKL - cc

Foto: MartenKLcc

Dieser Rose-Glauben glaubt, dass Gott uns schon geliebt hat als wir noch Sünder waren. Wie viel mehr sollten wir uns seiner Liebe bewusst sein, wenn Sünde uns nicht mehr von Gott trennt? Nicht weil wir gerecht sind, sondern weil Christus unsere Gerechtigkeit ist.

Ich fasse es gern so zusammen:

Gott liebt dich. Du kannst nichts tun, dass er dich mehr liebt und du kannst auch nichts tun, dass er dich weniger liebt.
Gott schaut nicht auf dich und darin auf das, was du getan hast.
Gott schaut auf dich durch das was Jesus getan hat.
Wir sind geliebt! Du bist geliebt! Du bist gerecht vor Gott, allein aus Glauben.

Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen.
Darin besteht die Liebe: nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden.
1. Johannes 4,9-10

Das ist gute Nachricht! Und die ist schon fast zu gut, um wahr zu sein. Denn sie wird noch viel besser, aber diese Gerechtigkeit aus Glauben zu begreifen und wirklich zu ergreifen und sie nicht zu verwässern, sie nicht ergänzen zu wollen, das ist ein guter Startpunkt. Und ich bin davon überzeugt, dass wir – je mehr wie diese gute Nachricht wirklich verstehen und glauben – desto mehr werden wir sagen: Mann, die ist so gut, mir ist es unmöglich, davon zu schweigen.

Amen dazu!

 

PS: Langer Post, ich weiß, aber ich wollte dieses eine Thema nicht noch einmal aufteilen, obwohl ich so ja schon viele wichtige Themen wie „Heilsgewissheit, Wie ist Römer 7 zu verstehen, Sünden bekennen oder nicht, Christusbewusstsein vs. Sündenbewusstsein u.v.m.) nur angerissen habe. Auch die ganze Frage des neuen Bundes, den Jesus gestiftet hat und die Frage, wie einige Aussagen von Jesus selbst vor seinem Tod und seiner Auferstehung zu verstehen sind, sind damit noch nicht mal ansatzweise erklärt oder behandelt, aber diese Gerechtigkeit, die wir in Christus haben, ist so fundamental für alles, was folgt, dass ich mit ihr starten musste.

Von daher freue ich mich über eure Reaktionen und eure (Rück-)Fragen. Viel Segen euch!

Nachtrag (März 2014):
Dieser Post sollte eigentlich der erste einer Reihe zum Thema werden, schließlich kündige ich im obigen PS noch weitere Themen an. Die Themen sind auch weiter wichtig, allerdings habe ich mich entschlossen, zumindest erst einmal das Thema Heilung anzugehen. In einigen Gesprächen über das Thema Evangelium merkte ich, dass dies oft die dringendere Frage ist, denn in diesem Thema sind ebenfalls wichtige Aspekte des Evangeliums enthalten.
Zum oft nicht-linearen Flow des Blogs habe ich hier etwas geschrieben. Ich hoffe, ihr kommt damit klar. Nach meiner jetzigen Einschätzung werden die oben erwähnten Themen aber noch kommen.