gegruendet

Manchmal schenkt Gott ganz unerwartet ein Bild für eine geistliche Wahrheit. So ging es mir vor einiger Zeit. Ich musste in unserem Garten einen Flieder an einer Mauer entfernen und ackerte, um die Erde rund um den Baum wegzunehmen und die Wurzeln zu kappen. Als ich dann den Baum aus dem Loch heraus hebeln wollte, merkte ich: Da bewegt sich rein gar nichts. „Na gut“, dachte ich, „dann eben mit mehr Kraft.“ Ich wickelte ein dickes Seil um den Stamm und hängte es an meine Anhängerkupplung. Das sollte das Problem doch eigentlich lösen, aber weit gefehlt: Das Seil spannte sich und der Stamm drohte abzubrechen, aber die Wurzeln bewegten sich kein Stück.

Was aber nun tun? Ich hatte die seitlichen Wurzeln ja schon gekappt und ein noch viel größeres Loch wollte ich nicht buddeln. Der Baum war allerdings immer noch viel zu stark in der Erde verwurzelt. Am Ende „meißelte“ ich mit meiner Makita überall die Erde zwischen vielen kleinen Wurzeln heraus, was etwa eine weitere halbe Stunde brauchte (das Endprodukt kann man oben auf dem Bild sehen). Erst dann konnte ich den Baum aus dem Loch heraus kippen, dann aber auch mit bloßen Händen. Wahnsinn wie stark Wurzeln sein können.

Während ich mit meiner Bohrmaschine das Wurzelwerk bearbeitete, kam mir irgendwann ein Vers aus einem Abschnitt aus dem Epheserbrief in den Sinn, der mir im letzten Jahr sehr ans Herz gewachsen ist:

Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, von dem jede Vaterschaft in den Himmeln und auf Erden benannt wird: Er gebe euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, mit Kraft gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inneren Menschen; dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid, damit ihr imstande seid, mit allen Heiligen völlig zu erfassen, was die Breite und Länge und Höhe und Tiefe ist, und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus, damit ihr erfüllt werdet zur ganzen Fülle Gottes.
Epheser 3,14-19 (rev. Elberfelder Übersetzung)

Dieses Gebet, das Paulus für die Epheser betete, ist sicher das biblische Gebet, das ich in den letzten Monaten am häufigsten gebetet habe: Für mich selbst, aber auch für andere, denn der Inhalt hat es einfach in sich. Ich gehe ihn noch einmal in eigenen Worten durch:

Paulus bat Gott,

  • dass er den Ephesern durch seinen Geist Kraft gibt
  • dass Christus in ihren Herzen wohnt
  • dass sie in Liebe gegründet und gewurzelt sind
  • dass sie die Breite, Länge, Höhe und Tiefe der Liebe Christi erfassen
  • auf dass sie erfüllt werden zur ganzen Fülle Gottes.

Alter Falter, was für ein Gebet. Also, wenn Paulus das so für die Epheser gebetet hat, muss er den Inhalt als erreichbar gehalten haben (ich bin sogar davon überzeugt, dass Paulus das selbst so erfahren hat) und für so wichtig erachtet haben, dass er nicht nur so für die Epheser betete, sondern dass er ihnen dieses Ziel auch mitteilte, damit sie es sich zu ihrem eigenen Ziel machen konnten. Und aus diesem Grund bete ich es regelmäßig selbst.

Jesus soll in meinem Herzen so sehr wohnen, ich möchte in seiner Liebe so gegründet und gewurzelt sein, dass mich nichts aus ihr reißen kann. Wenn ich immer mehr die Dimensionen der Liebe Jesu begreife, erfasse, kenne, dann lebt Christus immer stärker in mir, sodass ich erfüllt werde zur ganzen Fülle Gottes.

Klingt ziemlich krass oder? Aber ich glaube, dass Paulus genau das meinte, als er den Galatern schrieb:

„Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir.“ Gal 2,20

Die Liebe Gottes ist das wichtigste

Wenn ich in meiner lokalen Gründungsarbeit anderen Menschen helfe, Jünger Jesu zu werden, dann fange ich genau hier an, denn die Liebe Gottes ist das absolute Fundament für alles was wir tun:

  • Gott ist Liebe (1.Joh 4,8)
  • Das Ziel aller Unterweisung ist die Liebe (1.Tim 1,5)
  • Gott zeigte seine Liebe, dass er seinen Sohn sandte (Joh 3,16, 1.Joh 4,9).
  • Niemand hat größere Liebe als der, der sein Leben gibt für seine Freunde, also Jesus (Joh 15,13).
  • Hätten wir keine Liebe, wären wir nichts (1.Kor 13).
  • Diese Liebe drängt uns, denen davon zu erzählen, die sie noch nicht erfahren haben (2.Kor 5,14ff).
  • Und in dieser Liebe sollen wir gegründet und gewurzelt sein (Eph 3,17)

Wenn die Liebe uns prägt, uns bestimmt, uns ausmacht, dann begegne ich den Menschen mit dieser Liebe, dann drängt mich diese Liebe zu den Menschen (und kein Leistungsdruck), dann kann ich auch Menschen lieben, unabhängig davon, ob sie mich lieben oder sie aus meiner Sicht liebenswert sind (aus Gottes Sicht sind sie immer liebenswert, Gott hat das in Jesus ein für alle Mal klar gemacht).

Und deshalb ist dieses Gebet eins meiner wichtigsten geworden.

Genau daran hat mich die Aktion mit dem Flieder erinnert. Ich möchte so in der Liebe Christi verwurzelt sein, dass mich nichts aus ihr herausbringt: Kein schräges Grinsen, kein blöder Spruch, kein ungerechtes Behandeln, kein Zurücksetzen, kein Verhöhnen, kein enttäuscht werden, nix, auch kein dickes Seil an einer Anhängerkupplung. :-)

In diesem Sinne, hoffe ich, dass die Gedanken hilfreich waren.
Macht das Gebet von Paulus doch auch zu eurem eigenen.
Gnade und Frieden euch!