Nachdem die letzten drei Wochen einfach verrückt voll waren, geht es im Mai wieder normaler weiter und es folgt nun der zweite Grund, der meine Einstellung zum Gebet nachhaltig verändert hat.
Als David Watson, der in Indien eine Gemeindegründungsbewegung anstoßen durfte (man findet seine und auch Curtis‚ Geschichte im Buch Gemeindegründungsbewegungen von David Garrison), die Gemeinsamkeiten der 50 besten Gemeindegründer in dieser Bewegung analysierte, fand er einen Punkt, der quer durch die Bank bei allen zu finden war: Sie verbrachten täglich viel Zeit (~2h) im Gebet.
Auch Ying Kai, der T4T entwickelte und durch den Gott die sicher größte Gemeindegründungsbewegung weltweit angestoßen hat, verbringt 2 Stunden täglich im Gebet. Vor kurzem interviewte Rick Warren ihn auf der Verge Konferenz. Rick Warren bezeichnete Ying als einen seiner Helden und Lehrer.
Zum Schluss des absolut hörenswerten Interviews fragte Rick Warren Ying nach der Wichtigkeit von Gebet: In für Ying so charakteristischem chinesischen Englisch (sein Englisch klingt ein bisschen wie das von Yoda) antwortete er:
Gebet ist das Wichtigste in jeder Arbeit mit dem Evangelium, ich ermutige alle unsere Trainer, täglich zwei Stunden im Gebet zu verbringen. Wenn du betest, kannst du den Heiligen Geist bitten, mit dir zu sein. Wenn der Heilige mit dir ist, kannst du Frucht haben. Wenn du alles weißt, aber nicht die Kraft des Heiligen Geistes in deinem Leben hast, dann ist das nichts. Du kannst alle Methoden kennen, jedes Material, Wissen ansammeln, wenn du nicht die Kraft des Heiligen Geistes hast, gibt es keine Frucht. Und um die Kraft des Heiligen Geistes zu haben, braucht es Gebet. Gebet ist die aller-allerwichtigste Sache in deinem Leben.
(meine Übersetzung, hier die fast unbearbeitete Abschrift, in der ein bisschen von Yings Flavor rüberkommt)Prayer is most important in any Gospel work. I encourage our trainers to every day have 2 hours work for prayer.If you have pray, you can ask the Holy Spirit to be with you.If Holy Spirit is with you you can have fruit. If you have know evertying if you without prayer, if you didn’t got Holy Spirit power, it’s nothing.You can learn all methods, all material – you know knowledge -, but if no Holy Spirit power it’s no any fruit.So got the Holy Spirit power in your life is prayer.So prayer in your life is most most important thing
Wir werden in der nächsten Serie bei den praktischen Schritten noch sehen, dass auch Jesus (oh Wunder) in Mat 9/10 und Lukas 19 die Jünger zunächst auffordert zu beten, aber bei mir war es am Ende eine völlig rationale Entscheidung: Meine Lebensberufung ist, mich mit meiner ganzen Kraft dafür einzusetzen, dass wir eine Gemeindegründungsbewegung in Deutschland sehen. (Dabei ist mir natürlich völlig klar, dass eine Gemeindegründungsbewegung allein Gott initiieren kann, aber gebraucht uns eben dafür und von nur Rumsitzen ist noch nirgendwo eine Bewegung gestartet.) Damit wurde mir klar, dass einfach kein Weg daran vorbei führte: Ich musste meine Zeit im Gebet drastisch erhöhen, das 10:02 Gebet ist zwar gut, aber einfach nicht ausreichend. Und es war und ist eine meiner besten Entscheidungen.
Wen interessiert, wie das praktisch bei mir aussieht, darf weiterlesen, für die anderen wird es sicher uninteressant.
Ich werde in späteren Posts noch genauer beschreiben, was, wofür und wie ich bete, aber zu Beginn ging es ganz praktisch darum, mehr Zeit für Gebet zu finden. Nun bin ich kein Vollzeitler, die es eigentlich einfach haben, mehr Zeit im Gebet zu verbringen – wenn sie es denn wirklich wollen und für wichtig ansehen. Und spätestens seit meinem „Rasend“-Post weiß jeder, dass ich vor der Herausforderung stehe, viele unterschiedliche Dinge zu jonglieren, aber Gebet soll schon sein. Also hab ich mir meine Woche angeschaut und festgestellt, dass ein normaler Tag für mich um etwa 6:30 Uhr damit beginnt, mich fertig zu machen und dann dafür zu sorgen, dass unsere Kinder gefrühstückt haben und unser ältester Sohn in den Kindergarten kommt. Unabhängig davon, wie meine Frau und ich den Tag anschließend aufgeteilt haben, fiel mir auf, dass der Tag bis etwa 20:00 Uhr ziemlich voll mit unterschiedlichen Sachen ist, erst danach sind die Kinder im Bett und etwas mehr Ruhe kehrt ein. Nun bin ich persönlich aber nicht der Typ, der sich nach einem so vollen Tag dann regelmäßig hinsetzt, um zu beten. Ich lese vielleicht noch ein Buch, hab noch ein Coaching, drucke noch ein paar T-Shirts, gehe vielleicht nochmal raus oder genieße einfach den Abend zusammen mit meiner Frau, aber mich hinsetzen und in Ruhe beten, das bin ich einfach nicht – zumindest nicht bisher. Wann also beten? Mir half ein Artikel von Leo Babauta über’s Frühaufstehen. Ich fing an, eine Stunde früher aufzustehen, um Zeit für’s Gebet zu haben. Dabei will ich hier kurz nochmal betonen, dass ich nicht besonders heilig oder so bin, es war eine absolut rationale Entscheidung: Ich will A sehen, dazu gehört B, also muss B irgendwie in meinen Alltag rein. Fertig ab. Ich schreib das hier auch nur, damit es möglichst konkret wird für diejenigen wird, die ebenfalls das Anliegen teilen.
Meine Erfahrungen bisher damit? Grundsätzlich ist es großartig. Eine Stunde fast ausschließlich für Leute zu beten, die Gott noch nicht kennen, hilft mir total, mit diesem Fokus auch durch den Tag zu gehen, Leuten auch mit diesem Blick zu begegnen. Da ich viel „Sehendes Hören“ (eine Art von prophetischem hörenden Gebet, erklär ich bestimmt auch noch) praktiziere wird es nicht langweilig, bleibt frisch und öffnet auch in Gesprächen ungeahnte Türen.
Die Herausforderung? Als ich damit anfing, hielt ich zwei Wochen durch und merkte dann, dass ich ziemlich platt war. Ich hatte nämlich nicht daran gedacht, meinen Abendrhythmus auch zu ändern. Nun bin ich jemand, der auf Dauer seine 7-7 1/2 Stunden Schlaf braucht und das heißt, dass ich früher schlafen gehen muss, um diesen neuen Rhythmus durchhalten zu können. Und hier liegt sicher die größte Herausforderung (neben unserer quietschenden Treppe, mit der ich morgens manchmal unsere Jungs wecke): An Tagen, an denen ich unproblematisch früher schlafen geh, ist das frühe Aufstehen kein Problem; in Wochen, die einfach zu voll sind (wie jetzt im April) und ich manchmal erst um Mitternacht ins Bett komme, lasse ich meinen Wecker aus, das tun dann schon unsere Kinder. Gelernt habe ich daraus eine Gelassenheit: Wenn gerade einfach zuviel los ist, dann breche ich auch nichts über’s Knie, andererseits achte ich schon darauf, dass sich meine Rhythmen wieder so einpendeln, dass ich zu dem komme, was mir wirklich wichtig ist. Und Leute, die z.B. Frühdienst haben, müssen zum Teil auch jeden Morgen um 4.30 raus, also muss das schon irgendwie gehen.
Veranschaulichen wollte ich damit nur, dass es manchmal einfach ein sehr konkretes Hingucken bedarf, um regelmäßige Zeiten für mehr Gebet zu finden.
Hoffe, es hilft oder inspiriert euch. Gern lese ich eure Gedanken dazu und wie ihr das praktiziert.