Beim Thema Heilung kommt früher oder später die Frage auf, wie wir das konkret angehen sollen.
Sollen/können/dürfen wir heilen oder sollten wir besser um Heilung bitten?
Das Vorbild von Jesus ist ziemlich klar und deutlich: An keiner einzigen Stelle bittet er Gott, den Vater, um Heilung. Jesus bat Gott nicht um Heilung, Jesus heilte! Er tat das ganz unterschiedlich:
- Er befahl Heilung (Sei sehend! Lukas 18,42)
- Manchmal forderte Jesus die Menschen auf, etwas zu tun (Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus, und sie wurde wiederhergestellt, gesund wie die andere. Matthäus 12,13)
- Oder Jesus forderte die betreffende Person auf das zu tun, was sie vorher nicht tun konnten (Steh auf, nimm deine Matte und geh! Joh 5,8).
- Manchmal sagte er kein Wort (Und er trat hinzu, ergriff ihre Hand und richtete sie auf; und das Fieber verließ sie, und sie diente ihnen. Mk 1,30)
- Manchmal rührte er einen Brei mit Spucke (Joh 9,6)
Ich könnte noch viele andere Beispiele aufzählen, aber wie auch immer Jesus heilte, es ist klar, dass er heilte und nicht Gott um Heilung bat.
Die einzige Stelle, die beim Thema Gebet zu Gott vielleicht in den Sinn kommt, ist die Totenauferweckung von Lazarus, aber da sollten wir genau hinschauen:
Sie nahmen nun den Stein weg. Jesus aber hob die Augen empor und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast.
Ich aber wusste, dass du mich allezeit erhörst; doch um der Volksmenge willen, die umhersteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. Joh 11, 41-42.
Und als er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Joh 11,43
Mag sein, dass jemand diese Passage anders interpretiert, aber niemand wird wohl bezweifeln, dass Jesus – wenn nicht ausschließlich, dann sicher doch hauptsächlich – heilte und nicht Gott, den Vater, um Heilung bat.
Doch die Tatsache, dass Jesus heilte und nicht um Heilung bat, hilft den meisten bei der eingangs gestellten Frage, wie wir das mit der Heilung konkret „anstellen“ sollen, noch nicht weiter. Auch ich habe lange Zeit gesagt: Heilen? Ich? Ich bin doch nicht Gott, so wie Jesus es war!
Mittlerweile sehe ich das Ganze anders und nehme den Auftrag wörtlicher.
Der Auftrag an die Jünger war klar und deutlich:
Heilt Kranke, weckt Tote auf, reinigt Aussätzige, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebt!
Matthäus 10,8
Dort steht klar und deutlich „Heilt Kranke“, nicht „Bittet um Heilung!“ Jesus erwartete, dass die Jünger das taten, was sie bei ihm sahen: Nämlich Leute zu heilen.
Die Praxis hängt meines Erachtens an zwei Fragen:
- Zum einen die Frage, ob es überhaupt Gottes Wille ist, zu heilen.
- Zum anderen am Verständnis von Autorität oder Vollmacht.
Will Gott überhaupt heilen?
Diese erste Frage habe ich in der Serie bereits geklärt, aber hier in Kurzform:
Jesus heilte jeden Menschen, der zu ihm kam. Zu keinem sagte er: Dich will ich nicht heilen, dich kann ich nicht heilen, weil es der souveräne Wille Gottes ist, dass du krank bist; dich kann ich nicht heilen, wegen deiner unbekannten Sünde, wegen deines Unglaubens etc.
Jesus heilte alle, die zu ihm kamen (z.B Mat 4,23;8,16; 9,35; Lk 4,40; Apg 10,38),, selbst die mit Unglauben (Mk 9,24) selbst auch die, die noch nicht einmal wussten, wer er überhaupt war (Joh 5).
Und da Jesus der offenbarte Wille Gottes ist UND Jesus seinen Jüngern den Auftrag gab, die Kranken zu heilen, reicht mir diese Antwort für die Praxis. Nein, damit habe ich nicht auf jede letzte Frage eine Antwort (z.B.: Wie ist das mit hohem Alter, wie ist das mit Behinderungen?), aber darum soll es hier nicht gehen. Wir hängen uns meines Erachtens einfach zu viel an Fragen auf, die Sonderfälle sind und kommen nicht in die Praxis.
Wie verhält es sich mit den Themen „Autorität und Vollmacht“?
Dass Jesus die Autorität hatte, zu heilen, sehen wir zum einen in seiner Heilungspraxis, zum anderen thematisiert er es bei der Heilungs des Gelähmten in Matthäus 9.
Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, auf Erden die Sünden zu vergeben – sprach er zu dem Gelähmten: Steh auf, hebe dein Bett auf und geh heim! Matthäus 9,6 (LUT)
Jesus redet von seiner Vollmacht, Sünden zu vergeben und „beweist“ dies mit seiner Vollmacht, Kranke zu heilen. Hier könnte man jetzt noch einen längeren Exkurs machen zu der Frage, wie Heil und Heilung zusammen hängen, aber das spar ich mir hier.
Jesus hatte die Vollmacht UND gab diese an seine Jünger weiter:
Und als er seine zwölf Jünger herangerufen hatte, gab er ihnen Vollmacht über unreine Geister, sie auszutreiben und jede Krankheit und jedes Gebrechen zu heilen. Matthäus 10,1
Jesus gab diese Vollmacht an seine Jünger weiter. Genauso wie er diese Vollmacht hatte, Kranke zu heilen (und nicht um Heilung bitten musste), bevollmächtigte Jesus seine Jünger dazu, dies ebenso zu tun.
In Apg 3,6 sehen wir, dass Petrus sich dieser Vollmacht bewusst war und diese ausübte:
Silber und Gold besitze ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers: Geh umher!
Den Höhepunkt der Autoritätsvergabe finden wir meines Erachtens in Matthäus 28 bzw. Markus 16:
Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.Matthäus 28,18-20 (LUT)
Diese Zeichen aber werden denen folgen, die glauben: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; werden Schlangen aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden; Schwachen werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden. Markus 16,17-18 (ELB)
Diese Zeichen werden denen folgen, die an mich glauben.
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe. Johannes 14,12 (ELB)
Auch hier keine Einschränkung auf die Apostel, sondern die Zusage „wer an mich glaubt, der wird…“.
Und auch in Matthäus 28 lesen wir indirekt davon, dass auch wir berufen sind, Kranke zu heilen, denn die Jünger sollten den Leute, die sie selbst zu Jüngern machen würden, alles beibringen, was Jesus ihnen aufgetragen hatte. Und dazu zählte auch der Auftrag aus Matthäus/Lukas 10, die Kranken zu heilen.
Zusammenfassung:
Wenn wir verstehen, dass Gott heilen will und dass er uns dazu den Auftrag und die Vollmacht gegeben hat, dann dürfen (und ich würde sogar sagen dann sollen) wir heilen.
Dazu eine Illustration:
Ich bin mit meinem Sohn in der Stadt. Er hat sich etwas ausgesucht, das er haben darf. Ich gebe ihm mein Portemonnaie und sage zu ihm: „Hier, gehe es selbst bezahlen.“ – was ist dann passiert?
Mein Sohn weiß, dass er es haben darf und er hat die Vollmacht und die Mittel von mir dazu bekommen, um sich das Gewünschte selbst zu kaufen.
Wenn mein Sohn sich dann umdreht und mich fragt: „Papa, darf ich das haben und könntest du es für mich kaufen?“, dann tut er was? Er fragt zum einen etwas, das ich schon beantwortet habe (Ja, darf er) und zum anderen bittet er mich, etwas zu tun, für das ich ihm schon die Vollmacht und die Mittel gegeben habe.
Letztlich glaube ich, dass wir genau dasselbe tun, wenn wir um Heilung bitten und nicht heilen.
Nur wenn wir nicht wissen, ob etwas Gottes Wille ist (hier zu heilen), werden wir bitten/fragen und gffs. beten „Wenn es dein Wille ist, Vater, dann heile bitte XY.“ und anschließend „hoffen“ wir, dass Gott es erhören möchte (da wir nicht wissen, ob er heilen will).
Wenn wir aber wissen, dass Gott es will, werden wir ggfs. Gott bitten, das zu tun, wozu er uns selbst den Auftrag und die Vollmacht gegeben hat.
Wir haben also beides: Das Okay von Gott für Heilung und die Vollmacht dazu.
Was also hält uns davon ab, zu heilen?
Vermutlich erstmal unser Denken zu dem Thema und dann unsere Gewohnheit.
Ersteres möchte ich mit dieser Reihe bezwecken: Die Gedanken haben mir selbst geholfen, mein Denken zum Thema Heilung zu verändern. Und als Folge davon habe ich begonnen, in der Praxis anders zu agieren. Wie ich persönlich das mittlerweile konkret praktiziere, werde ich im nächsten Post exemplarisch erzählen, der Post hier ist ja schon lang genug.
Hilfreich? Fragen? Lasst es mich gern wissen.
Wenn es euch hilft, dann leitet den Artikel doch an Freunde weiter, per Mail, per Facebook, was auch immer. Ich freue mich immer über neue Leser.
Gnade & Frieden euch!
Hey David,
hat mich herausgefordert, sehr hilfreich, vielen Dank! Unser größtes Hindernis ist vermutlich die Angst, sich zu blamieren: Ich bete und nix passiert. Das Risiko müssen wir wohl eingehen… Wenn ich Dich richtig verstehe, sind wir alle gleichermaßen zum Heilen beauftragt. Inwiefern denkst Du macht es einen Unterschied, wenn jemand die Gabe der Heilung (1Kor 12,9) hat? Wird so jemand einfach häufiger Heilungen erleben als andere?
Hallo Julian,
freut mich zu hören, vielen Dank für die Rückmeldung. Zu deiner Frage: Ja, ich denke, es sind alle dazu befähigt und berufen, da ich weder in Joh 14,12 noch in Mk 16,17-18 eine Einschränkung lese. Ganz kurz zu den Gaben, da ich plane dazu noch einen eigenen Post zu machen:
1.Kor 12,8-11 steht in Spannung zu 1.Kor 14,1 und 14,39.
Auf der einen Seite ist der Akzent, dass der Heilige Geist Gaben austeilt, wie er will (hört sich so an, als ob wir gar nichts tun können), auf der anderen Seite fordert Paulus die Korinther auf, sich um die geistlichen Gaben zu bemühen.
Alle sollen sich ausstrecken, aber was für einen Sinn soll das haben, wenn nicht alle auch solche Gaben erlangen können?
Jemand verglich Gaben mal mit Geschenken, die der Heilige Geist gerne denen geben will, die sich danach ausstrecken.
Macht für mich Sinn.
Vor einigen Jahren sagte mal jemand zu mir „Du hast einfach eine ausgeprägte prophetische Begabung.“ Dabei schwang mit, dass er sie einfach nicht habe. Aber wenn ich mich persönlich nur ein paar Jahre davor angeschaut habe, dann hatte ich da noch kein bisschen prophetische Gabe. Ich habe mich dann danach ausgestreckt. Und Gott hat sie gegeben.
Dann habe ich mich danach ausgestreckt, Worte der Erkenntnis zu haben (ein paar Beispiele im kommenden Post) und Gott hat sie gegeben.
Von daher: Ja, es gibt diesen Akzent bei Paulus, aber den anderen gibt es auch. Und ich hab in der Vergangenheit eher das Problem gesehen, dass zu viele Leute gesagt haben: „Das ist nichts für mich, dazu bin ich einfach nicht von Gott begabt.“ Macht Sinn?
LG aus Hamburg!
David
Hey,
geniale Gedanken David! Thx.
Jesus tat das, was er den Vater tun sah. Und das glaube ich, ist eine unserer größten Herausforderungen! In dieser postmodernen Zeit den Blick immer wieder auf den Vater auszurichten; sich immer wieder neu skalieren und sich nicht ablenken zu lassen von den Dingen in dieser Welt.
Diese Herausforderung zu meistern ist für mich eine große Herausforderung.
Lg
Hallo David,
Heilung ist in der Tat ein heikles Thema.
Ich bin daran oft verzweifelt. Ich sehe das wie Tim. Jesus hat gesagt, dass er aus sich heraus NICHTS machen kann, sonder das tut, was er den Vater tun sieht. Und das ist der Schlüssel. Wie nah sind wir in der Wirklichkeit am Vater. Kennsen wir die Stimme des Heiligen Geistes wirklich? Ich glaube, dass nicht wir heilen, sonder Christus, der in uns lebt durch uns. Es ist für mich ein kleiner Unterschied. Wir können es nicht. Aber in Christus können wir alles. Es ist ein Geheimnis. Ich habe nach 15 Jahren meinen Glauben ganz neu hinterfragt. Die Kluft zwischen dem was in der Bibel steht und dem Zustand der Gemeinde in Deutschland (woanders kann ich es nicht beurteilen) ist sehr groß. Und das gilt nicht nur für Heilung. Wir sollen z. B. Menchen zu Jünger machen. Aber machen wir das? Sind wir selber Jünger? Und wie geht das? Seid dem ich mich selber auf den Weg zu Gott gemacht habe und Ihn persönlich um Offenbarung seines Wortes bitte und nicht nur die Lehren von anderen übernehme kann ich sagen, dass Gottes Wort ein Schatz ist. Wir müssen zurück zum Wort und Gott wird uns auf alle Fragen Antwort geben. Liebe Grüße
Ganz gut Joanna. Wirklich super Erkenntnis. Hoffe es wird noch mehr Menschen so schalten wie Dir. Ich denke Du bist auf einem guten Weg.
Hey Kurt,
danke für dein Kommentar! Mir wurde klar, dass es nicht darum geht, Jesus zu kopieren, sondern sich von seinem Geist leiten lassen und in einer Abhängigkeit von ihm leben, im Alltag. Als Jesus von der schweren Krankheit des Lazarus hört, da rennt er auch nicht um ihn zu heilen. Er wartet entspannt noch zweit Tage lang und erst dann geht er hin. Da ist Lazarus ja schon tot. Diese Tatsache hat mich einfach vervblüfft. Jesus wusste genau, dass Gott was größeres vor hatte. Ich denke, wenn wir uns von dem HG leiten lassen, werden wir erkennen, was dran ist und wann der richtige Zeitpunkt ist.
Hallo David,
da hast Du Dich aber intensiv von John Wimber, Bill Johnson und Randy Clark inspirieren lassen, gell? Wie dem auch sei, ich kann Deinen Gedanken gut folgen. So oder so ist damit natürlich noch nicht die Frage geklärt, warum es einmal klappt, ein anderes Mal nicht. Diese Spannung jedoch hinter uns wohl viel zu oft daran, es tatsächlich anzugehen, auf die Gefahr hin, dass es vielleicht nicht beim ersten Mal sofort klappt. Ich jedenfalls fühle mich beim Lesen dieses Ansatz immer wieder ermutigt, es tatsächlich auch auszuprobieren. Natürlich kommt die Kraft bzw. Heilung nicht von mir selbst, aber trotzdem kommt es auf mich/uns als Leib Christi an, dass wir die Gaben Gottes einsetzen. Dazu will ich gern meinen Beitrag leisten.
Liebe Grüße
Philipp
Hi Philipp,
schön, dich mal wieder zu lesen.
Nein, das würde ich nicht sagen. Von Randy Clark habe ich vielleicht mal zwei Vorträge gehört. Einen davon (History of Healing) fand ich richtig gut. Bill Johnson ist nicht so mein Fall, er ist sicher der Meister in Twitter-Soundbytes, aber sein Predigtstil ist einfach nicht mein Fall. Das erste „Berufen zu Heilen“ Buch von den beiden habe ist bisher nur zu einem Drittel gelesen. Will ich zwar noch mal zu Ende lesen, aber wie das so ist. Und Wimber habe ich vielleicht vor 15 Jahren das letzte Mal was von ihm gelesen.
Will zwar mal ein paar Posts zu guten Quellen, die mich inspiriert haben, machen, aber von wem ich in den letzten zwei Jahren sicher am meisten gelernt habe, ist Dan Mohler. Die Harvest Chapel School of Kingdom Living 2011 bin ich mittlerweile fast komplett durch, aber sonst kann man auch einfach Dan Mohler bei Youtube suchen. Todd White kennen nach Father of Lights oder Holy Ghost sicher mehr. Den mag ich auch, kenne bestimmt niemanden, der so viele Worte der Erkenntnis hat wie er. Dan Mohler ist der geistliche Vater von Todd. Die waren viel gemeinsam unterwegs und bei Todd höre ich auch immer viel Dan raus. Aber Dan ist sowas von the real deal. Auch wenn ich ihm noch nie begegnet bin, habe ich eine Tonne von ihm lernen dürfen. Soviel in Kürze. Viel Segen! LG! David
Danke Dir, David, für Deine Rückmeldung und Inspiration zu neuen Inspiratoren :-). Das hilft weiter. Aber doch schon interessant, wie sich vieles dann bei unterschiedlichen Leuten deckt. Denn was Du beschrieben hast, fand ich mehrfach in Büchern von Bill Johnson und Randy Clark. Bestätigt aber ja nur, dass es eine gute Richtung zu sein scheint, würde ich sagen. Über Bills Predigtstil kann man sicher streiten, auch wenn ich ihn meistens mag.
Liebe Grüße und ebenfalls viel Segen!
Hallo David, ich kenn dich zwar nicht, und du mich wohl auch nicht, aber ich erlaube mir trotzdem, einen Kommentar zu schreiben (bin über einen Facebook-Post draufgestossen), denn es jückt mich …
Vor Kurzem habe ich selbst ein Seminar gehalten zum Thema „Leid“, und das berührt ja das Thema „Heilung“ sehr direkt. Die Christenheit hat sich ob dem Thema schon lange den Kopf zerbrochen, und DIE Lösung ist meines Wissens noch von niemandem gefunden worden, und je älter ich als Christ werde, desto mehr stimme ich dem zu.
Manchmal meint man, schnell Antworten zu haben, und da zähle ich – entschuldige bitte – auch deinen Post dazu! Bevor ich dazu Stellung nehme: Ja, ich glaube, dass Gott auch heute noch heilt. Nein, ich bin kein Mitglied einer Brüdergemeinde. Aber ich betrachte mich als ernsthaften Christen, der jedoch nicht auf alles eine Antwort hat.
1. Auch wenn du das in deinem Artikel zu dementieren scheinst, es besteht trotzdem ein Unterschied zwischen Jesus und uns. Er ist und bleibt Gott, und war das auch in Menschengestalt, während wir Menschen sind und bleiben.
2. Wenn wir die Vollmacht zu heilen in Anspruch nehmen, dann immer in der Autorität und Kraft Jesu, wir selbst können das nicht. Das verdeutlicht schon einmal den Unterschied von Punkt 1.
3. Die Fragen von wegen „was ist mit den Alten?/ was ist mit Behinderung?“ sind gar nicht so unwichtig, und meiner Meinung nach nicht ausser Acht zu lassen, denn sie führen uns letztlich zum Kern der Problematik!
4. Eben der Kern der Problematik: Wir leben in einer gefallenen Welt, auch wenn wir Christen sind und neues Leben aus Christus bekommen haben. D.h. wir bleiben leiblich im System „gefallene Welt“, in der das Gesetz der Sünde und des Todes herrscht. Das zeigt sich daran, dass jeder Mensch früher oder später leiblich sterben wird, egal ob Christ oder Nichtchrist. Auch ein sieben Mal Geheilter wird am Ende sterben … Gott setzt das nicht einfach ausser Kraft, indem er jeden Menschen heilt. Spätestens mit dem Tod geht dieses Denken nämlich nicht mehr auf. Er „akzeptiert“ das und lässt uns in diesem gefallenen System weiterleben. Darum gibt es auch andere Mühsale im Leben, die auch nicht im ursprünglichen Plan Gottes liegen (Die Arbeit im Schweiss des Angesichts, das Gebären unter Schmerzen usw.- 1. Mose – als Metapher für das durch den Sündenfall in die Welt getretene Leiden).
Gottes Denken geht über diese unsere leibliche, materielle Welt hinaus. Er denkt in Ewigkeitsdimensionen. Das bleibt für uns Menschen immer schwierig, denn wir denken – auch als Christen – in irdischen Dimensionen. Das ist verständlich, denn niemand von uns will Leiden, in welcher Form auch immer, denn es beeinträchtigt unsere Lebensqualität. Spätestens in der Ewigkeit werden diese Fragen aber nicht mehr das gleiche Gewicht für uns haben.
Gott will heilen, ja, aber v.a. will den Menschen wirklich heil machen, sprich in eine bereinigte, ewige Beziehung mit ihm bringen. Sehr oft denken wir dann an das körperliche Heilwerden, weil das für uns im Moment so wichtig ist.
5. Meine Überzeugung ist, dass besonders dann, wenn das Himmelreich dem Reich der Welt näher kommt, z.B. in Erweckungszeiten, die körperlichen Heilungen häufiger sind als sonst. Mit dem Auftreten Jesu auf der Erde ist das Reich Gottes ja sehr nahe zu den Menschen gekommen, und es geschahen auch aussergewöhnlich viele Heilungen.
6. Auch wenn das in gewissen christlichen Kreisen nicht gern gehört wird: Gott kann auch schwierige Umstände (dazu zähle ich auch Krankheiten) zu seinen Zwecken nutzen, d.h ich kann – wenn ich denn will – ihm näher kommen, vertrauen auch wenn es schwierig ist usw. Ich glaube also, dass Gott es zulässt, denn er ist allmächtig. Es ist nicht einfach der Teufel, der in einem solchen Fall zuviel Macht hat, denn dann wären wir beim unbiblischen Dualismus gelandet.
7. Es ist m.E. unklug, das Thema Heilung (körperlich) zu stark zu betonen bzw. so zu tun, als ob wir schon heilen können, wenn wir einfach wollen und es richtig anwenden (z.B. eben mit Heilungsbefehl anstatt mit Gebet, was meiner Meinung nach nicht so entscheidend ist…). Was ist mit all jenen, die nicht geheilt werden? Oder jenen, die ob so viel manipulativer Kraft sich selber noch manipulieren und auf Teufel komm raus (entschuldige!) demonstrieren wollen, dass sie geheilt sind, und nachher doch feststellen müssen, dass sie es nicht sind …?
Freuen wir uns über jeden, der wirklich geheilt wird, aber beissen wir uns nicht an dem Thema Heilung fest und machen das womöglich noch zum Kernpunkt unserer Verkündigung! Nicht der Geheilte wird am Ende gerettet, sondern jener, der Jesus im Glauben ergriffen hat und den Willen des Vaters im Himmel tut.
Ich habe auf Bibelstellenangaben verzichtet, da ich nicht so häufig nachschlagen mag. Bei Bedarf kann ich aber gerne noch näher drauf eintreten.
Und zum Schluss noch etwa zu Markus 16 … Es ist selbst unter bibeltreuen Christen bekannt, dass die Verse 9 – 20 (da ist eben auch die Stelle mit den Zeichen, die jenen folgen werden, die glauben) in den ältesten Handschriften fehlen und daher vermutlich erst später hinzugefügt wurden. Im Übrigen würde ich mich betr. Heilung v.a auch an Jakobus 5 halten.
So, etwas viel, aber ich wollte es gern los werden.
Hallo Daniel,
in manchen Punkten muss ich Dir widersprechen.
1. Ich empfinde die Posts überhaupt nicht als schnelle Lösung, aber das ist natürlich subjektiv. Die Länge und die Menge sprechen nicht für eine „schnelle“ Lösung und vor allem inhaltlich nehme ich ein Ringen wahr, dass nicht alle Antworten hat und auch die Spannung nicht auflösen kann, aber versucht Grundsätze zu finden und mit alter Religiösität aufzuräumen.
2. Du sprichst vom ursprünglichem Plan GOTTES. Lehrte JESUS uns nicht zu beten „wie im Himmel so auf Erden?“ Mag Dir wie eine einfache Antwort vorkommen, ist es aber nicht. Simpel, aber nicht einfach. Im Gegenteil. Ich finde die Spannung viel schwerer auszuhalten, die entsteht, wenn ich glaube, dass JESUS das auch so meinte UND ich das mit meinen Erfahrungen vergleiche. Gibt es im Himmel Sünde? Gibt es im Himmel Krankheit? Ich habe auch keine Antwort auf die Frage „warum werden dann nicht alle geheilt?“. Deswegen ist die simple Antwort oft so viel schwerer auszuhalten.
3. In Jesaja 53 und an anderen Stellen der Bibel finde ich immer zwei Dinge, die JESUS durch das Kreuz für mich getan hat: Befreiung von Schuld und Heilung von Krankheit/Schmerzen. Warum glauben wir an das eine und nicht an das andere? Glaubst Du, Daniel, dass GOTT Dir ALLE Deine Schuld vergibt? Immer wieder? Wirst Du dennoch eines irdischen Todes sterben, wenn JESUS nicht vorher wiederkommt? Was, wenn ich jetzt für „Schuld“ „Krankheit einsetze? Glaubst Du, Daniel, dass JESUS ALLE Deine Krankheit auf sich nahm und ALLE Deine Gebrechen heilt? Immer wieder? Wirst Du dennoch eines irdischen Todes sterben, wenn JESUS nicht vorher wiederkommt?
4. Ich weiß auch nicht, warum mal Heilung geschieht, mal nicht (Heilung von Beziehungen, Heilung von kranken Systemen, Heilung von Krankheit…). Vielleicht heißt ja in der gefallenen Welt leben, genau das: In dieser Zerissenheit, in dieser Spannung leben zu müssen?
Was ich mir wünsche, ist, dass wir aufhören erklären zu wollen, warum Heilung nicht geschieht und anfangen, uns danach auszustrecken DAS sie geschieht. Denn diese Welt hat Heilung nötig und wir sind gerufen, berufen GOTTES Arm und Hand und Fuß,… zu sein!
LG Regine
Hallo Regine
Jetzt könnten wir eine endlose Hin- und Herposterei anfangen. Das möchte ich an sich nicht, aber trotzdem eine kurze Erwiderung.
Ja, die Menge und die Länge sprechen sicher nicht für eine schnelle Lösung. Ich meine schnell v.a. in den Schlüssen. Das Problem ist doch, dass wir immer wieder versuchen, Gott und eben auch wie wir mit Ihm bzw. mit geistlichen Dingen verfahren sollen, zu regeln, in Schubladen zu packen resp. „Gebrauchsanweisungen“ herauszugeben. Heilung quasi gebieten oder um Heilung bitten – was ist „richtig“? Tatsache ist doch, dass sowohl auf Heilungsgebote wie auf Heilungsbitten Menschen schon geheilt wurden und umgekehrt eben auch nicht geheilt wurden (in der Christenheit). Es ist richtig, dass Jesus der Krankheit jeweils geboten hat, so auch Johannes und Petrus gegenüber dem Gelähmten vor dem Tempel (Apg3,6 ). Andererseits lesen wir von Paulus, der betete und die Hände auflegte (Apg 28,8) und in Jakobus 5 lesen wir auch vom Gebet der Ältesten. Wenn wir nun sagen, so oder so „musst“ du es machen, damit es „wirkt“, geben wir a) eine Weisung heraus, die in dieser Eindeutigkeit in der Bibel nicht zu finden ist und b) machen wir die Heilung letztlich von unserem Verhalten abhängig. Entscheidend ist meiner Meinung nach das Vertrauen in Gott – und Sein souveräner Wille.
Und da wären wir eben beim Willen Gottes. Auch das ist m.E. ein Schnellschluss. Es wird im Post quasi vorausgesetzt, dass Gott heilen will. Was macht uns da so sicher? Zu dem von dir zitierten „wie im Himmel, so auf Erden“ gehört vorgängig noch das „Dein Wille geschehe“. Dann müsste man doch auch mal akzeptieren, dass die körperliche Heilung in einem Fall nicht Gottes Wille ist, dass Er eben andere Pläne hat. Das wiederum hängt sehr stark mit unserem Gottesbild zusammen. Von Bonhoeffer – und ich schätze ihn als sehr tiefgründigen, „bibelgetränkten“ Theologen ein, dessen Wort mir mehr bedeutet, als das manches Zeitgenossen – stammen die bekannten Verse „Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern, des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand, so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern, aus deiner guten und geliebten Hand …“ Er hat offenbar erkannt, dass Gott der souveräne Herr über jede (!) Lage ist, dabei sicher gerungen, aber schliesslich akzeptiert, dass Gott ihn nicht aus seiner schwierigen Lage geführt hat. Was war nun der Wille Gottes?
Ja, ich glaube, dass Jesus alle meine Sünden vergibt. Dafür haben wir in der Bibel genügend Grundlagen. Du hast recht, es heisst „Er trug unsere Krankheit“ und „Er heilt alle deine Gebrechen“. Trotzdem halte ich die Verheissung der leiblichen Heilung auf dieser Erde nicht für gleichwertig und gleich sicher. Aus Gottes Sicht ist bestimmt die Krankheit und das Gebrechen der Sünde das Schlimmste, viel gewichtiger als unsere körperlichen Einschränkungen. Heilung ist vielschichtig. Und eben: Sterben werden alle Menschen, die Krankheit des Todes kann der begnadetste Heilungsprediger nicht für immer besiegen. Aber Jesus hat den Tod besiegt, und damit auch die Krankheit, das Leiden etc. Wann das für uns aber soweit ist, müssen wir wohl Ihm überlassen. Ich kenne ein Ehepaar, die haben auch für die Heilung ihres behinderten Kindes gebetet. Als es dann ohne „geheilt“ zu werden starb, sahen sie es so, dass das Kind nun bei Jesus in der Ewigkeit geheilt ist. Das ist auch eine Art, mit der Frage nach der (körperlichen) Heilung umzugehen.
LG Daniel
Hallo Daniel,
die Länge übersteigt sicher die 250 Wörter aus dem Leitfaden für Kommentare, aber ich kann verstehen, dass man so viele Anfragen nicht in 250 Wörter unterbringt, aber gerade deshalb will ich mich kurz halten:
Zum Thema „schnelle Antworten“: Hattest du gesehen, dass dieser Post Teil einer langen Serie ist, die hier beginnt?
Zur Frage nach dem Unterschied zwischen Jesus und uns ist bereits in der Einleitung ein eigener Artikel angekündigt: „Hatte Jesus einen göttlichen Vorteil?“
Zu Frage 4 kommt auch ein eigener Post: „Schon oder noch nicht oder doch schon?“
Ein Wort zur Überbetonung: Immer dann, wenn ein Thema in der breiten Christenheit vernachlässigt wurde und es wieder neu entdeckt werden muss, müssen Themen extra betont werden.
Muss man das Thema Heilung in einer laufenden Bewegung wie Indien oder in manchen Teilen Afrikas betonen? Nein, aber in Deutschland, wo die Theologie stark von der Aufklärung und dem Rationalismus geprägt ist, muss man es (leider). Das hat nichts mit Überbetonung zu tun, da bin ich voll bei dir, aber wir müssen das Thema für unsere ganz normale Praxis zurück gewinnen. Überbetont scheint es mir nach dem Vorbild des NTs dann nicht.
Auch das Thema Movements müsste man nicht betonen, aber eine echte Bewegung hat Deutschland schon lange nicht mehr gesehen, daher dieser Blog.
Und ein letztes: Ich vermute, wir verstehen den Willen Gottes und die Souveränität Gottes anders. Wenn du verstehen willst, was ich glaube, hilft dir vielleicht dieser Post: Wie unsere Vorstellungen von der Souveränität Gottes und seinem Willen uns oft im Weg stehen.
Viel Segen!
David
Hallo David
Danke für deine Antwort. Du hast sicher verstanden, dass ich deinen Post nicht einfach abtun will. Und das mit den „schnellen Antworten“ kann man natürlich nicht so verstehen, als ob du zu der Thematik zu wenig Überlegungen gemacht hättest. Ich habe es oben bei Regine versucht zu erklären … Es wird schon so sein, wie du vermutest, dass unsere Vorstellungen vom Willen Gottes und Seiner Souveränität unterschiedlich sind, obwohl ich den betreffenden Post noch nicht gelesen habe, wie auch die meisten andern noch nicht. Aber ich werde das zumindest teilweise nachholen.
Manchmal sieht man halt gewisse Dinge anders, v.a. wenn man sich intensiver mit Theologie auseinandersetzt. Ich bin übrigens auch Theologe, nur so zur Info, will mich damit nicht hervortun. :-)
LG Daniel
Hallo Daniel,
Mir ist völlig bewusst, dass man bei diesem Thema auch komplett anderer Meinung sein kann. Ich sehe den Willen Gottes eben nicht so vorherbestimmt wie oft angenommen.
Die Dinge, die ich jetzt so glaube, habe ich in 6 Jahren Theologiestudium auch nicht so gehört, aber wie sagt Paulus so passend: Prüfet alles und behaltet das Gute. Und auch wenn das jeder tut, müssen wir damit leben, dass wir immer viele unterschiedliche Meinungen haben werden.
Und für die Theologen gilt wohl dasselbe wie für Rechtsanwälte: 2 Theologen – 3 Meinungen.
In diesem Sinne, dir viel Segen auf deinem Weg!
Liebe Grüße
David
Können wir denn erwarten, dass wir heute Heilung erleben, wenn wir uns auch sonst schwer tun, in Gott jemanden zu sehen, der uns sehr, sehr gerne beschenken möchte? Wenn uns die barmherzige Mentalität des Reiches Gottes so sehr abgeht? Wenn wir viel zu viel von der Härte der Pharisäer an uns haben, die uns selbst verhärtet und hart macht gegen andere (oft auch gegen Schwache)?
Wir möchten Heilung erleben (völlig zu Recht!), aber sind nicht bereit, in einer (stolperenden) Radikalität die Grundlagen dafür zu schaffen oder verlieren sie wie die Christen in Galatien ständig aus den Augen:
Gal 3,5 Der euch nun den Geist darreicht und Wunderwerke unter euch wirkt, tut er es aus Gesetzeswerken oder aus der Kunde des Glaubens?
Wir sind immer noch so oft „aus Gesetzeswerken“ und erwarten dann „Wunderwerke“ – aber die stammen aus einer ganz anderen „Sphäre“. Vielleicht ist es ja so, dass Heilungen das Sahnehäubchen auf dem Kuchen der Gnade sind – und wir haben den Kuchen nicht, wollen aber die Sahne?
Tut mir leid das so drastisch zu formulieren und ich bin dir Admin sehr dankbar das du dieses Thema ansprichst. Aber wenn man als Christ erstenmal eine Lebenskriese durchmacht und als Diamant fürs Himmelsreich geschliffen wird, dann wirken diese Bibel zitate usw wie durchhalte Parolen. Wer selbst Heilung und Gebetserhörung erlebt hat… Klasse Hut ab, freut mich. Wenns für einen dann aber selbst aus bleibt ist man schön geleimt. Auf was will man dann noch hoffen?! Das leid kennt ja keine Grenzen. In der Matrix gefangen wird man zum Spielball der Schlange, aber Hauptsache gott liebt einen, gell…^^.
Naja trotzdem iwie god bless…