jesuszeichenfolgen

Beim Thema Heilung kommt früher oder später die Frage auf, wie wir das konkret angehen sollen.

Sollen/können/dürfen wir heilen oder sollten wir besser um Heilung bitten?

Das Vorbild von Jesus ist ziemlich klar und deutlich: An keiner einzigen Stelle bittet er Gott, den Vater, um Heilung. Jesus bat Gott nicht um Heilung, Jesus heilte! Er tat das ganz unterschiedlich:

  • Er befahl Heilung (Sei sehend! Lukas 18,42)
  • Manchmal forderte Jesus die Menschen auf, etwas zu tun (Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus, und sie wurde wiederhergestellt, gesund wie die andere. Matthäus 12,13)
  • Oder Jesus forderte die betreffende Person auf das zu tun, was sie vorher nicht tun konnten (Steh auf, nimm deine Matte und geh! Joh 5,8).
  • Manchmal sagte er kein Wort (Und er trat hinzu, ergriff ihre Hand und richtete sie auf; und das Fieber verließ sie, und sie diente ihnen. Mk 1,30)
  • Manchmal rührte er einen Brei mit Spucke (Joh 9,6)

Ich könnte noch viele andere Beispiele aufzählen, aber wie auch immer Jesus heilte, es ist klar, dass er heilte und nicht Gott um Heilung bat.

Die einzige Stelle, die beim Thema Gebet zu Gott vielleicht in den Sinn kommt, ist die Totenauferweckung von Lazarus, aber da sollten wir genau hinschauen:

Sie nahmen nun den Stein weg. Jesus aber hob die Augen empor und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast.
Ich aber wusste, dass du mich allezeit erhörst; doch um der Volksmenge willen, die umhersteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. Joh 11, 41-42.

Aber an dieser Stelle betet Jesus nur laut für die anderen, damit sie glauben, dass Gott ihn gesandt hatte. Die eigentliche „Heilung“ geschieht danach per Befehl:
Und als er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Joh 11,43

Mag sein, dass jemand diese Passage anders interpretiert, aber niemand wird wohl bezweifeln, dass Jesus – wenn nicht ausschließlich, dann sicher doch hauptsächlich – heilte und nicht Gott, den Vater, um Heilung bat.

Doch die Tatsache, dass Jesus heilte und nicht um Heilung bat, hilft den meisten bei der eingangs gestellten Frage, wie wir das mit der Heilung konkret „anstellen“ sollen, noch nicht weiter. Auch ich habe lange Zeit gesagt: Heilen? Ich? Ich bin doch nicht Gott, so wie Jesus es war!
Mittlerweile sehe ich das Ganze anders und nehme den Auftrag wörtlicher.

Der Auftrag an die Jünger war klar und deutlich:

Heilt Kranke, weckt Tote auf, reinigt Aussätzige, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebt!
Matthäus 10,8

Dort steht klar und deutlich „Heilt Kranke“, nicht „Bittet um Heilung!“ Jesus erwartete, dass die Jünger das taten, was sie bei ihm sahen: Nämlich Leute zu heilen.

Die Praxis hängt meines Erachtens an zwei Fragen:

  • Zum einen die Frage, ob es überhaupt Gottes Wille ist, zu heilen.
  • Zum anderen am Verständnis von Autorität oder Vollmacht.

Will Gott überhaupt heilen?

Diese erste Frage habe ich in der Serie bereits geklärt, aber hier in Kurzform:
Jesus heilte jeden Menschen, der zu ihm kam. Zu keinem sagte er: Dich will ich nicht heilen, dich kann ich nicht heilen, weil es der souveräne Wille Gottes ist, dass du krank bist; dich kann ich nicht heilen, wegen deiner unbekannten Sünde, wegen deines Unglaubens etc.
Jesus heilte alle, die zu ihm kamen (z.B Mat 4,23;8,16; 9,35; Lk 4,40; Apg 10,38),, selbst die mit Unglauben (Mk 9,24) selbst auch die, die noch nicht einmal wussten, wer er überhaupt war (Joh 5).

Und da Jesus der offenbarte Wille Gottes ist UND Jesus seinen Jüngern den Auftrag gab, die Kranken zu heilen, reicht mir diese Antwort für die Praxis. Nein, damit habe ich nicht auf jede letzte Frage eine Antwort (z.B.: Wie ist das mit hohem Alter, wie ist das mit Behinderungen?), aber darum soll es hier nicht gehen. Wir hängen uns meines Erachtens einfach zu viel an Fragen auf, die Sonderfälle sind und kommen nicht in die Praxis.

Wie verhält es sich mit den Themen „Autorität und Vollmacht“?

Dass Jesus die Autorität hatte, zu heilen, sehen wir zum einen in seiner Heilungspraxis, zum anderen thematisiert er es bei der Heilungs des Gelähmten in Matthäus 9.

Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, auf Erden die Sünden zu vergeben – sprach er zu dem Gelähmten: Steh auf, hebe dein Bett auf und geh heim! Matthäus 9,6 (LUT)

Jesus redet von seiner Vollmacht, Sünden zu vergeben und „beweist“ dies mit seiner Vollmacht, Kranke zu heilen. Hier könnte man jetzt noch einen längeren Exkurs machen zu der Frage, wie Heil und Heilung zusammen hängen, aber das spar ich mir hier.

Jesus hatte die Vollmacht UND gab diese an seine Jünger weiter:

Und als er seine zwölf Jünger herangerufen hatte, gab er ihnen Vollmacht über unreine Geister, sie auszutreiben und jede Krankheit und jedes Gebrechen zu heilen. Matthäus 10,1

Jesus gab diese Vollmacht an seine Jünger weiter. Genauso wie er diese Vollmacht hatte, Kranke zu heilen (und nicht um Heilung bitten musste), bevollmächtigte Jesus seine Jünger dazu, dies ebenso zu tun.

In Apg 3,6 sehen wir, dass Petrus sich dieser Vollmacht bewusst war und diese ausübte:

Silber und Gold besitze ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers: Geh umher!

Den Höhepunkt der Autoritätsvergabe finden wir meines Erachtens in Matthäus 28 bzw. Markus 16:

Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Matthäus 28,18-20 (LUT)
Diese Zeichen aber werden denen folgen, die glauben: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; werden Schlangen aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden; Schwachen werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden. Markus 16,17-18 (ELB)
Im Matthäusevangelium lesen wir: „Mir ist alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben.“ und direkt im Anschluss: „Darum geht!“ oder wörtlicher: Darum, gehend, macht zu Jüngern!
Ist das nicht spannend? Jesus betont, dass ihm alle Macht gegeben ist. Und deshalb sendet er sie aus. Das impliziert die Weitergabe dieser Autorität, von der wir im Markusevangelium lesen:
Diese Zeichen werden denen folgen, die an mich glauben.
Kurzer Exkurs:
Manche Leute glauben, dass die übernatürlichen Gaben mit der Zeit der Apostel bzw. der Fertigstellung des Kanon aufgehört haben, man nennt sie Cessationisten (bzw. die Sichtweise Cessationismus, vgl. zB. englisch: to cease = aufhören). Gerade in Brüderkreisen findet man diese Ansicht auch heute noch.
Aber ganz ehrlich, ich kann die mageren Argumente Null, aber absolut Null nachvollziehen. Wer sie z.B. mal von der Strange Fire Konferenz im letzten Jahr lesen will, kann das hier tun. Da sollen sieben „biblische Gründe“ gegeben werden, aber wenn man genau hinschaut, sehe ich in der Mehrzahl keine biblischen Gründe, sondern eher kirchengeschichtliche bzw. Annahmen, z.B.:
„it is reasonable to conclude that with the death of the apostles and end of their ministry, miracles ceased.“ Aha, und warum soll das reasonable sein? Ich empfinde das weder „biblisch“, noch halte ich die Argumente schlüssig.
Zum anderen frage ich mich, wie Leute diesen Standpunkt auch dann noch aufrecht erhalten, wenn auf der ganzen Erde abgefahrene Wunder geschehen: Blinde sehen, Lahme gehen und Tote werden auferweckt. Ich habe selbst Wunder erlebt und habe Freunde, die erlebt haben, wie Blinde wieder sehend wurden, Lahme wieder gehen konnten. Und auch wenn ich noch niemanden persönlich getroffen habe, die jemanden von den Toten auferweckt haben, habe ich doch Freunde, die solche Leute getroffen haben. Hier findet man zum Beispiel zwei Zeugnis-Videos: Eins von dem „Toten“ und eins von seiner Ehefrau, die gebetet hat (Achtung englische Untertitel unten rechts bei Youtube einstellen). Und ja, die Quellen sind vertrauenswürdig. 
Ich frage mich dann immer, was Cessationisten dazu sagen würden. 
Meines Erachtens kann man diese Thesen nur halten, wenn man in seiner eigenen kleinen Welt bleibt. Marke: „Wenn ich nicht über den eigenen Tellerrand meiner Gemeinde oder meiner Denomination schaue, dann muss ich mich damit auch nicht befassen und kann ohne Probleme das weiter glauben, was wir hier für richtig halten.“
Hier wiederhole ich gerne meine Überzeugung noch einmal: Ohne Wunder werden wir keine Bewegungen sehen.
Egal, zurück zum zitierten Text aus Markus 16. Diese Zeichen werden wem folgen? Nur euch, den Aposteln, denen, die hier gerade stehen und ausschließlich denen? Nein, all das steht da nicht: Diese Zeichen werden denen folgen, die glauben.
Also auch uns!
In Johannes 14,12 lesen wir eine ähnliche Aussage von Jesus:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe. Johannes 14,12 (ELB)

Auch hier keine Einschränkung auf die Apostel, sondern die Zusage „wer an mich glaubt, der wird…“.

Und auch in Matthäus 28 lesen wir indirekt davon, dass auch wir berufen sind, Kranke zu heilen, denn die Jünger sollten den Leute, die sie selbst zu Jüngern machen würden, alles beibringen, was Jesus ihnen aufgetragen hatte. Und dazu zählte auch der Auftrag aus Matthäus/Lukas 10, die Kranken zu heilen.

Zusammenfassung:
Wenn wir verstehen, dass Gott heilen will und dass er uns dazu den Auftrag und die Vollmacht gegeben hat, dann dürfen (und ich würde sogar sagen dann sollen) wir heilen.

Dazu eine Illustration:
Ich bin mit meinem Sohn in der Stadt. Er hat sich etwas ausgesucht, das er haben darf. Ich gebe ihm mein Portemonnaie und sage zu ihm: „Hier, gehe es selbst bezahlen.“ – was ist dann passiert?
Mein Sohn weiß, dass er es haben darf und er hat die Vollmacht und die Mittel von mir dazu bekommen, um sich das Gewünschte selbst zu kaufen.
Wenn mein Sohn sich dann umdreht und mich fragt: „Papa, darf ich das haben und könntest du es für mich kaufen?“, dann tut er was? Er fragt zum einen etwas, das ich schon beantwortet habe (Ja, darf er) und zum anderen bittet er mich, etwas zu tun, für das ich ihm schon die Vollmacht und die Mittel gegeben habe.
Letztlich glaube ich, dass wir genau dasselbe tun, wenn wir um Heilung bitten und nicht heilen.

Nur wenn wir nicht wissen, ob etwas Gottes Wille ist (hier zu heilen), werden wir bitten/fragen und gffs. beten „Wenn es dein Wille ist, Vater, dann heile bitte XY.“ und anschließend „hoffen“ wir, dass Gott es erhören möchte (da wir nicht wissen, ob er heilen will).
Wenn wir aber wissen, dass Gott es will, werden wir ggfs. Gott bitten, das zu tun, wozu er uns selbst den Auftrag und die Vollmacht gegeben hat.
Wir haben also beides: Das Okay von Gott für Heilung und die Vollmacht dazu.

Was also hält uns davon ab, zu heilen?
Vermutlich erstmal unser Denken zu dem Thema und dann unsere Gewohnheit.
Ersteres möchte ich mit dieser Reihe bezwecken: Die Gedanken haben mir selbst geholfen, mein Denken zum Thema Heilung zu verändern. Und als Folge davon habe ich begonnen, in der Praxis anders zu agieren. Wie ich persönlich das mittlerweile konkret praktiziere, werde ich im nächsten Post exemplarisch erzählen, der Post hier ist ja schon lang genug.

Hilfreich? Fragen? Lasst es mich gern wissen.
Wenn es euch hilft, dann leitet den Artikel doch an Freunde weiter, per Mail, per Facebook, was auch immer. Ich freue mich immer über neue Leser.
Gnade & Frieden euch!